Analyst sieht "starke Dynamik": Sind bei Siemens 60 Prozent Kursplus drin? Berenberg ist bullish

Donnerstag, 11.08.2022 12:45 von

Siemens fährt erstmals seit 2010 wieder Verluste ein. Grund dafür sind vor allem hohe Abschreibungen durch Siemens Energy und das Russlandgeschäft. Warum Analysten jetzt dennoch bullish für die Aktie sind.

Die hohen Abschreibungen auf die Beteiligung an Siemens Energy sowie der Rückzug aus Russland haben Siemens im dritten Geschäftsquartal einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro eingebrockt. 

Doch das war es dann auch schon mit den schlechten Nachrichten beim Industrie-Riesen. Das Ergebnis der industriellen Geschäfte legte wie von Analysten erwartet um mehr als ein Viertel auf knapp 2,9 Milliarden Euro zu. Auch der Auftragsbestand steht so hoch wie noch nie, verkündete Konzernchef Roland Busch am Donnerstag.

Einer der Wachstumstreiber war das Geschäft mit der Fabrikautomatisierung, aber auch das Geschäft mit smarter Infrastruktur wuchs deutlich. Über eine 25 Millionen Euro schwere Beteiligung an dem Ladetechnik-Spezialisten Witricity geht Siemens auch in der Wachstumsbranche E-Mobilität neue Wege. Das US-Unternehmen, dass sich auf kabelloses Aufladen spezialisiert, hat gerade eine neue Finanzierungsrunde abgeschlossen – mit Siemens als Anker-Investor.

Berenberg-Analyst Philip Buller ist besonders vom starken operativen Geschäft bei Siemens überzeugt. Siemens "weist weiterhin eine starke Auftragsdynamik auf, zusammen mit einer guten Umsatzentwicklung und starkem Free Cash Flow (der unseres Erachtens durch Vorauszahlungen gestützt wird)", schreibt der Analyst in einer Stellungnahme am Donnerstag.

Dass Siemens seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr nicht anhebt, hält Buller für nachvollziehbar angsichts der vielen geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheitsfaktoren. Der Analyst hält an seinem Kursziel von 176 Euro fest. Das entspräche einem Aufwärtspotenzial von über 60 Prozent zum aktuellen Kurs.

Analyst Andrew Wilson von der US-Bank JPMorgan bezeichnete den Auftragseingang und den freien Mittelzufluss des Technologiekonzerns in einer ersten Reaktion als sehr stark. Sein Kollege Guillermo Peigneux Lojo von der UBS sprach ebenfalls von starken Aufträgen und Umsätzen, bemängelte aber die geringe Profitabilität im Industriegeschäft. Er rechnet für dieses Segment nun mit sinkenden Konsensschätzungen.

Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion/ mit dpa-AfX

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