Aktien Frankfurt: Politische Unsicherheit verdrängt die Euphorie

Dienstag, 25.06.2019 10:09 von

FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der Zinseuphorie der vergangenen Woche gewinnen am deutschen Aktienmarkt die politischen Unsicherheiten langsam wieder die Oberhand. Der deutsche Leitindex Dax knüpfte am Dienstag an die Verluste der vergangenen beiden Handelstage an und gab im frühen Handel um zuletzt 0,21 Prozent auf 12 249,19 Punkte nach.

Wenige Tage vor dem G-20-Gipfel, auf dem US-Präsident Donald Trump und sein Amtskollege Xi Jinping über den bislang ungelösten Handelskonflikt sprechen wollen, halten sich die Anleger zunehmend bedeckt. Zudem gewinnt der Konflikt zwischen den USA und Iran an rhetorischer Schärfe. Der iranische UN-Botschafter sprach von einem "Wirtschaftskrieg" und "wirtschaftlichem Terrorismus". Die Kombination aus hohen politischen Risiken und mittlerweile recht hohen Bewertungen halte viele von Aktienkäufen ab, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners.

Die Begeisterung der Investoren über die lockere Geldpolitik der Notenbanken, die in der vergangenen Woche den Dax bei 12 438 Punkten auf den höchsten Stand seit September 2018 gehievt hatte, hat damit zumindest vorerst an Zugkraft eingebüßt.

Auch im breiteren Markt scheint die jüngste Börsenrally zunächst verpufft: Der MDax , in dem die Aktien mittelgroßer Unternehmen vertreten sind, lag zuletzt ebenfalls moderat mit 0,16 Prozent im Minus bei 25 430,10 Zählern. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab 0,30 Prozent auf 3445,19 Punkte nach.

Auch von konjunktureller Seite sind im Tagesverlauf nur wenig Impulse zu erwarten - die heutige Tagesagenda ist eher dünn bestückt. Genau zuhören dürften die Börsianer aber, wenn Fed-Chef Jerome Powell am Abend spricht. In der vergangenen Woche hatte die US-Notenbank die Börsianer mit der Aussicht auf eine Zinssenkung erfreut, falls diese wegen des zuletzt nachlassenden Wirtschaftswachstums nötig werden sollten. Einen Tag zuvor hatte bereits EZB-Präsident Mario Draghi bei Bedarf eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik in Aussicht gestellt.

Angesichts wachsender Vorsicht der Anleger waren im Dax am Dienstagmorgen vor allem als defensiv geltende Titel wie RWE mit 0,86 Prozent Kurszuwachs an der Index-Spitze und Henkel mit rund einem halben Prozent Plus gefragt.

Die ohnehin schwachen Aktien der Lufthansa wurden an das Index-Ende durchgereicht und weiteten ihre Verluste im Verlauf auf mehr als zwei Prozent aus. Börsianer verwiesen auf einen negativen Kommentar samt Kurszielsenkung durch das Bankhaus-Metzler. Analyst Guido Hoymann kritisierte, dass der Kapitalmarkttag des Unternehmens am Vortag auf die wichtigsten Fragen wie etwa die Wettbewerbsintensität kaum Antworten gegeben habe.

Im MDax gaben Commerzbank -Papiere gaben nach der Ankündigung einer Nachrangleihe um rund eineinhalb Prozent nach. Osram nach dem Verkauf des Leuchtengeschäfts an die Beteiligungsgesellschaft Stern Stewart Capital im Hoch mit 1,6 Prozent bis auf 27,89 Euro an - zuletzt betrug das Plus noch ein halbes Prozent. Die Anleger begrüßten, dass der Lichtkonzern für seine bereits 2018 ins Schaufenster gestellte Problemsparte Siteco nun einen Abnehmer gefunden hat.

Bei Morphosys nahmen die Anleger nach dem starken Vortag Gewinne mit. Zum Wochenstart war die Aktie im Kielwasser guter Studiendaten zum voraussichtlich ersten eigenen Medikament noch auf den höchsten Stand seit Ende Mai zurückgesprungen. Nun verlor das Papier knapp zwei Prozent und rutschte unter die 200-Tage-Linie zurück - der jüngsten Erfolgsmeldung zur Chefsuche zum Trotz, wonach Jean-Paul Kress, der bisherige Lenker des Branchenkollegen Syntimmune, zum 1. September die Nachfolge des langjährigen Chefs Simon Moroney antritt./tav/mis

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