Aktien Frankfurt: Hoffnung auf Geldpolitik schiebt Dax-Erholungsrally weiter an

Freitag, 01.07.2016 14:43 von

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Erholungsrally im Dax scheint auch am Freitag anzuhalten. Der deutsche Leitindex baute seine Tagesgewinne ungeachtet zwischenzeitlicher Schwächephasen aus und stand am frühen Nachmittag 0,87 Prozent höher bei 9764,68 Punkten. Vom zehnprozentigen Kursrutsch nach dem Brexit-Schock hat er inzwischen die Hälfte wieder gut gemacht. Verantwortlich dafür sind laut Marktexperten Hoffnungen auf geldpolitische Schützenhilfe von den Notenbanken.

Auf Wochensicht liegt der Dax aktuell über 2 Prozent im Plus. Den Monat Juni hatte er am Donnerstag aber mit einem Verlust von fast 6 Prozent beendet, und die Halbjahresbilanz war mit einem Minus von knapp 10 Prozent noch düsterer ausgefallen.

Für den MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen ging es am Freitag um 1,01 Prozent auf 20 043,77 Punkte hoch, während der Technologiewerte-Index TecDax 0,79 Prozent auf 1613,71 Punkte gewann. Im EuroStoxx 50 steht ein Zuwachs von 0,77 Prozent auf 2886,84 Punkte zu Buche.

'STIMMUNG KANN JEDERZEIT KIPPEN'

Ein Medienbericht, wonach die Europäische Zentralbank (EZB) Spekulationen auf eine Lockerung der Regeln für ihre Anleihekäufe entgegengetreten ist, konnte die gute Stimmung nicht trüben. Zudem will die britische Notenbank laut Kreisen mit niedrigeren Eigenkapitalanforderungen an die Banken auf das britische Votum für einen EU-Ausstieg reagieren. Rückenwind für die Börsen kam zudem von guten Einkaufsmanager-Daten aus der Eurozone und Großbritannien.

In China haben diese sich zuletzt allerdings spürbar eingetrübt. In Kürze werden noch Einkaufsmanager-Daten sowie andere Konjunktur-Gradmesser aus den USA erwartet, wo die Börsen am Montag wegen des Unabhängigkeitstages geschlossen bleiben. Händler warnen seit Tagen, die Stimmung der Anleger könne angesichts der Hängepartie um das britische Votum für einen EU-Ausstieg jederzeit kippen. Bislang erweisen sie sich aber als sehr stressresistent.

VW AN DAX-SPITZE: HOFFNUNG AUF BALDIGE 'DIESELGATE'-LÖSUNG

Dax-Favorit waren die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW), die um 5,26 Prozent anzogen. Offenbar vertraue der Autobauer auf eine rasche und einvernehmliche Lösung für alle Klagen wegen manipulierter Diesel-Abgaswerte, sagte ein Börsianer. Die Anteilsscheine der Wolfsburger hatten besonders stark unter dem Brexit-Schock vor einer Woche gelitten. Auch der gebeutelte europäische Branchensektor zeigte sich am Freitag deutlich erholt.

Bereits am Dienstag war bei einem Gericht in Kalifornien ein Vorschlag für einen Kompromiss zwischen dem Konzern und US-Klägern eingegangen, der Strafzahlungen von bis zu 14,7 Milliarden Dollar (13,3 Mrd Euro) vorsieht. Der zuständige Richter Charles Breyer will sich bei der nächsten Anhörung am 26. Juli damit befassen. Er lobte den großen Einsatz der Streitparteien beim Bemühen, sich ohne Eröffnung eines Prozesses auf einen außergerichtlichen Vergleich zu einigen.

Die Kursschwäche bei Dax-Schlusslicht ProSiebenSat.1 ging derweil auf die ausgeschüttette Dividende von 1,80 Euro je Aktie zurück. Bereinigt um diesen Effekt stand die Aktie des Medienkonzern im Plus.

MICRON-ZAHLEN BREMSEN INFINEON - DIALOG SEMI TROTZDEM FESTER

Halbleiteraktien nahmen schwache Zahlen von US-Konkurrent Micron Technology unterschiedlich auf. Im deutschen Leitindex gehörten Infineon mit minus 0,27 Prozent zu den schwächsten Titeln. Derweil äußerte sich die UBS positiv: Für die Schweizer Großbank bleibt Infineon mit seiner Ausrichtung auf die Autoindustrie ein Schlüsselwert in der Tech-Branche. Im TecDax stiegen Dialog Semiconductor um 0,47 Prozent.

Micron erlitt im dritten Geschäftsquartal 2015/16 einen Umsatzeinbruch und geht für das laufende Schlussquartal von weiter rückläufigen Erlösen und einem Verlust je Aktie aus. Damit enttäuschte das Unternehmen die Analystenerwartungen.

Zu den Verlierern im Technologiewerte-Index gehörte Telefonica Deutschland: Eine Abstufung durch die Schweizer Bank Credit Suisse ließ die Titel des Mobilfunkkonzerns um 2,38 Prozent absacken./gl/ag

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

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