Aktien Frankfurt: Dax testet im Rallymodus die 12 000 Punkte

Dienstag, 02.06.2020 15:09 von

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist am Dienstag nach dem verlängerten Pfingstwochenende kräftig gestiegen. Anders als am vergangenen Freitag setzten die Anleger wieder auf eine Konjunkturerholung, was dem Leitindex im Verlauf erstmals seit Anfang März wieder über die Marke von 12 000 Punkten verhalf. Am Nachmittag stand er jedoch wieder knapp darunter, indem er zuletzt um 3,34 Prozent auf 11 973,69 Punkte stieg.

Die 12 000 Punkte hatte der deutsche Leitindex Anfang März im Zuge des Corona-Crashs aus den Augen verloren. Ausgehend vom wenig später erreichten Krisentief bei 8255 Punkten hat er nun schon wieder bald die Hälfte an Wert gewonnen. In einem zweiten Anlauf ließ er die exponentielle 200-Tage-Durchschnittslinie hinter sich. Bei dieser handelt es sich um einen technischen Langfristindikator.

Auch für den MDax ging es am Dienstag mit 25 968,19 Punkte kräftig um 2,25 Prozent aufwärts. Der EuroStoxx 50 stieg ferner um 2,01 Prozent auf 3139,92 Zähler. In New York steuert der Dow Jones Industrial auf einen 0,5 Prozent höheren Start zu.

Marktanalyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK betonte mit Blick auf die solide Entwicklung an den Weltbörsen, dass das Hauptaugenmerk der Anleger weiter auf den längerfristigen Perspektiven durch die weltweiten Lockerungen in der Corona-Krise liege. Gut aufgenommen wurde auch, dass US-Präsident Donald Trump eine weitere Zuspitzung des Konflikts mit China in der Hongkong-Frage bisher verbal vermieden hat.

Die Markttechnik-Experten von Index Radar attestieren dem Dax perspektivisch Luft nach oben, auch wenn die Rasanz der Erholung derzeit einen "überhitzten" Eindruck mache. "Die maximale Erholung wird Realität", erklärte Marktbeobachter Andreas Büchler. Seiner Ansicht nach spricht aus charttechnischer Sicht nichts dagegen, dass der Leitindex auf seinen bisherigen Höchststand vom Februar bei 13 795 Punkten zurückkehren kann.

Bei der Lufthansa rückte erneut die Rettung ins Blickfeld. Bei der angeschlagenen Fluggesellschaft wurde auf dem Weg zu staatlichen Hilfen eine weitere Hürde übersprungen, indem der Aufsichtsrat die Auflagen der EU-Kommission akzeptiert hat. Analysten zeigten sich aber weiter skeptisch, was den weiteren Weg der Lufthansa betrifft - und so ließ der anfangs noch deutlich überdurchschnittliche Rückenwind im Tagesverlauf stetig nach. Zuletzt lagen die Papiere marktkonform mit 3,6 Prozent im Plus.

Die größten Krisenleidenden waren am Dienstag allgemein wieder tonangebend. So standen unter anderem die Aktien von Autobauern und ihren Zulieferern bei Anlegern hoch im Kurs. Im Dax gehörten Daimler mit einem Kurssprung um 6,8 Prozent und einem Hoch seit Anfang März zu den Favoriten. Börsenbrief-Autor Hans Bernecker hatte die Autobranche vor wenigen Tagen als "spannendste und sicherste Konjunkturwette" bezeichnet.

Dem schlossen sich auch die Papiere aus der Luftfahrtindustrie an: Airbus schossen im MDax nochmals um etwa elf Prozent nach oben. Unter den Lieferanten des Flugzeugbauers ging es für die Aktien des Triebwerkherstellers MTU im Dax um zehn Prozent nach oben.

Zum Spitzenreiter im MDax noch vor Airbus mauserten sich aber Aroundtown . Im europaweit sehr starken Immobiliensektor waren sie dank angekündigter Aktienrückkäufe, die an diesem Mittwoch beginnen sollen, besonders gefragt. Die Freude darüber katapultierte die Papiere um fast 14 Prozent nach oben auf ein Hoch seit Mitte März.

Als negative Ausnahme fiel vor allem Sartorius mit einem Abschlag von 4,6 Prozent auf, nachdem sie im frühen Handel mit dem Anstieg auf 339 Euro noch knapp ihr Rekordhoch überboten hatten. Dann aber brach eine Welle von Gewinnmitnahmen über die Papiere herein.

Spannend wird es später noch für die Anleger von Bayer , die Aktien rückten hier im vorderen Dax-Mittelfeld um fünf Prozent vor. Bei dem Pharma- und Agrarchemiekonzern geht der Rechtsstreit wegen angeblicher Krebsrisiken von Unkrautvernichtern mit dem Wirkstoff Glyphosat in die nächste Runde. Die erste Anhörung vor dem Berufungsgericht findet um 18.00 Uhr deutscher Zeit in San Francisco statt.

Der Euro befindet sich weiter im Aufwind: Die Gemeinschaftswährung legte zuletzt auf 1,1163 US-Dollar zu. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1116 Dollar festgesetzt.

Am deutschen Anleihemarkt stieg der Rentenindex Rex um 0,02 Prozent auf 144,57 Punkte. Die Umlaufrendite stieg von minus 0,41 auf minus 0,39 Prozent. Der Bund-Future lag mit 0,02 Prozent im Plus bei 171,92 Punkten./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

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