AKTIE IM FOKUS: Munich Re enttäuscht mit Zahlen - Trostpflaster Dividende

Dienstag, 07.02.2017 17:54 von

(neu: Schlusskurse)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Enttäuschende Geschäftszahlen von Munich Re haben Anleger am Dienstag zum Rückzug bewogen. Die Eckdaten des weltgrößten Rückversicherers zum vergangenen Jahr belegten einen deutlichen Gewinneinbruch - schuld daran waren Schäden durch Naturkatastrophen und die kostspielige Sanierung der Tochter Ergo. Als Trostpflaster wirkte aber offenbar die Aussicht auf steigende Dividenden und eine Ausweitung der Aktienrückkäufe.

Entsprechend konnten die Aktien ihre Verluste eindämmen: Nach dem Rutsch bis auf ein Zweimonatstief von 171,65 Euro schlossen sie nur 0,46 Prozent tiefer bei 175,00 Euro. Damit gehörte die Anteilscheine aber immer noch zu den schwächeren Werten im erholten Dax .

GEWINNEINBRUCH SCHLIMMER ALS BEFÜRCHTET

Der um eine halbe Milliarde auf 2,6 Milliarden Euro abgesackte Jahresgewinn erwischte die Analysten auf dem falschen Fuß: Nachdem der Vorstand sein Ziel im Mai gekappt und im November wieder nach oben gesetzt hatte, waren sie von einem weniger herben Einbruch ausgegangen. Als Begründung nannte die Konzernspitze Großschäden im vierten Quartal durch Hurrikan "Matthew" in den USA und ein Erdbeben in Neuseeland. Auch im Gesamtjahr hatte es mehr große Schäden als 2015 gegeben.

Vor allem die operative Entwicklung im Schlussquartal stieß bei den Analysten auf ein kritisches Echo. Verantwortlich dafür war nach einhelliger Meinung das schwache Schaden- und Unfallgeschäft in der Rückversicherung - hier steht Munich Re in einem anhaltenden Preiskampf. Allerdings schienen sich auch einige Sondereffekte negativ ausgewirkt zu haben, räumte Xinmei Wang von der US-Investmentbank Morgan Stanley ein.

Jit Hoong Chan vom Analysehaus S&P Global beklagte ein im Branchenvergleich generell schwaches Renditeprofil der Münchner. Zudem bleibe er mit Blick auf die weiteren Geschäftsaussichten vorsichtig, da sich die Prämieneinnahmen weiter lethargisch entwickelten.

LOB FÜR DIVIDENDE UND HOFFNUNG AUF MEHR AKTIENRÜCKKÄUFE

Der Dividendenpolitik des Dax-Konzerns konnten die Experten hingegen etwas Positives abgewinnen. Die geplante Anhebung von zuletzt 8,25 auf 8,60 Euro je Aktie fiel überraschend deutlich aus - Analyst Philipp Häßler von der Investmentbank Equinet hatte sogar nur mit einer stagnierenden Ausschüttung an die Aktionäre gerechnet.

Thomas Seidl vom US-Analysehaus Bernstein Research vertraut zudem weiter darauf, dass die schwächeren Gewinne im laufenden Jahr durch höhere Kapitalerträge wettgemacht werden. Er verwies ebenso wie andere Experten darauf, dass das Ergebnis nach dem deutschen Bilanzierungsstandard HGB, das für die Kapitalausschüttung an die Aktionäre maßgeblich ist, erstmals seit Jahren deutlich über dem Ergebnis nach dem internationalen Standard IFRS liege. Dies beinhalte Potenzial für weitere Aktienrückkaufprogramme.

Der kleinere Rivale Hannover Rück und dessen Mutterkonzern Talanx sorgten mit ihren Geschäftsberichten hingegen für Freude bei den Anlegern. Beide Unternehmen hatten das vergangene Jahr mit deutlich mehr Gewinn als geplant beendet. Bereits vergangene Woche hatte der Vorstand der Hannoveraner seine Gewinnprognose für 2017 nach oben gesetzt - nun zog der Versicherer Talanx nach, dem gut die Hälfte der Hannover Rück gehört. Dessen Aktien schlossen gut 1,5 Prozent höher. Die Papiere von Talanx konnten ihre Gewinne in dem etwas eingetrübten Marktumfeld am Nachmittag nicht halten und gingen etwas tiefer aus dem Handel./gl/stw/fbr/la/he

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