Air Berlin versucht finanziell Zeit zu gewinnen - Anleger sollen Bonds tauschen

Donnerstag, 09.02.2017 14:52 von

BERLIN (dpa-AFX) - Die hochverschuldete Fluggesellschaft Air Berlin versucht sich mitten in ihrer Zerschlagung finanziell Luft zu verschaffen. Das Unternehmen will Inhaber einer bis 2019 laufenden Wandelanleihe dazu bringen, ihre Papiere gegen neue mit einer höheren Verzinsung zu tauschen, wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Umtauschangebot hervorgeht. Zum Tausch stehen Papiere im Umfang von 140 Millionen Euro mit einer Verzinsung von 6 Prozent. Die neuen Papiere sollen 8,5 Prozent bringen. Air Berlins Großaktionärin Etihad hat zugesagt, ihre Papiere im Umfang von 40 Millionen Euro einzutauschen.

Der Vorteil für Air Berlin: Während die Anleger ihr Geld bei den alten Wandelanleihen bis 6. März 2017 zurückverlangen können, dürften sie sich bei der neuen Anleihe damit bis zum Jahresende Zeit lassen. Je nachdem, wie viele Investoren das Tauschangebot annehmen, will Air Berlin mit der neuen Anleihe versuchen, bis zu 85 Millionen Euro von anderen Anlegern am Markt zu bekommen. Etihad will diesen Teil mit einem Finanzinstrument unterstützen.

Hintergrund ist die geplante Zerschlagung von Air Berlin. Die Gesellschaft hat gerade 38 Mittelstreckenjets samt Personal an den Lufthansa-Konzern vermietet, der sie vor allem bei seiner Billigmarke Eurowings einsetzt. Ein zweiter Deal liegt noch auf Eis: So will Air Berlin das Touristikgeschäft auf Basis ihrer österreichischen Tochter Niki in ein Bündnis mit dem deutschen Ferienflieger Tuifly und Etihad einbringen. Derzeit laufen noch Gespräche mit der EU-Kommission. In der Branche wird erwartet, dass das neue Bündnis entgegen früheren Erwartungen nicht vor dem Herbst starten kann.

Air Berlin fliegt seit Jahren Verluste ein und war zuletzt mit mehr als einer Milliarde Euro verschuldet. Finanzspritzen der arabischen Großaktionärin Etihad hielten Air Berlin dennoch in der Luft. Anfang Februar löste der bisherige Lufthansa-Manager und früherer Germanwings-Chef Thomas Winkelmann den vorigen Air-Berlin-Chef Stefan Pichler an der Unternehmensspitze ab. Mit verbleibenden 75 Flugzeugen will sich Air Berlin künftig auf die Drehkreuze Berlin und Düsseldorf konzentrieren und das Langstreckengeschäft ausbauen./stw/zb/stb

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