Abwehrkampf gegen Hastor: Grammer verhandelt mit Ningbo über Beteiligung

Dienstag, 14.02.2017 04:45 von

AMBERG (dpa-AFX) - Der Autozulieferer Grammer könnte sich mit dem chinesischen Unternehmen Ningbo Jifeng einen Partner für den Kampf gegen die umstrittene Investorenfamilie Hastor an Bord holen. In der Nacht auf Dienstag bestätigte der das Unternehmen fortgeschrittene Gespräche mit dem chinesischen Autozulieferer über eine strategische Partnerschaft. Teil davon könnte letztlich auch eine Beteiligung von Ningbo Jifeng an der Grammer AG sein.

"Derzeit dauern die Gespräche zwischen Grammer und Ningbo Jifeng an", hieß es in der Mitteilung vom Dienstagmorgen. Bislang gebe es keine Beschlüsse. Grammer und Ningbo kennen sich bereits seit längerem. 2012 hatte Grammer den tscheechischen Autozulieferer Nectec übernommen und dabei auch einen 50-Anteil an einem Gemeinschaftsunternehmen mit NingBo erworben. Grammer werde den Kapitalmarkt und die Öffentlichkeit über den Fortgang entsprechend den rechtlichen Anforderungen informieren.

Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass sich die Chinesen zehn Prozent der Grammer-Aktien sichern wollen. Der Kurs der im SDax notierten Aktie hat sich in den vergangenen zwölf Monaten befeuert von Übernahmespekulationen mehr als verdoppelt. Am Montag hatte der Kurs mit 58,99 ein Rekordhoch erreicht. Grammer ist damit an der Börse derzeit 672 Millionen Euro wert.

Grammer-Chef Hartmut Müller hatte sich erst am Wochenende in einem Interview mit den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX mit Blick auf die Hauptversammlung und der Beteiligung der umstrittenen Investorenfamilie Hastor, die bereits zwischen 20 und 30 Prozent der Aktien hält, besorgt geäußert. "Die Präsenz auf Grammer-Hauptversammlungen liegt gewöhnlich so um die 45 Prozent", sagte Müller. Deshalb sei nicht auszuschließen, "dass diese Investoren auf der Hauptversammlung die Mehrheit erreichen können". Dann aber drohten Kunden abzuspringen.

Die Hastors hatten im vergangenen August mit einem Lieferstopp ihrer Prevent-Gruppe die Bänder bei VW in Wolfsburg und Emden lahmgelegt. Müller sprach von einem "Sonderfall, der dazu geführt hat, dass sich Kunden jetzt Sorgen machen". Noch wirke sich das nicht auf das Tagesgeschäft und die Aufträge aus. "Aber es gibt Signale, dass sich das ändern könnte, wenn es eine Kontrollübernahme durch diese Investoren geben sollte", sagte Müller. Die beiden größten Grammer-Kunden sind VW und Daimler . Das Unternehmen mit Sitz in Amberg beschäftigt rund 12 000 Mitarbeiter./zb

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