Abgasskandal: Werden Diesel-Autos stillgelegt? VW-Chef Müller beklagt „Kampagne“

Freitag, 21.07.2017 12:44 von

Die EU-Kommission droht mit der Stilllegung von nicht umgerüsteten Diesel-Fahrzeugen ab 2018. Unterdessen beklagt VW-Chef Müller in einem Interview die „Kampagne“ gegen den Dieselmotor – und die EU-Kartellwächter haben einen neuen Verdacht.


VW-Werk in Wolfsburg. - © istock.com / typhoonski

Die EU macht Druck: Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtete, rief EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska die Verkehrsminister der Mitgliedstaaten dazu auf, die Umrüstung aller VW-Diesel schnell in Angriff zu nehmen. In ihrem Schreiben droht die Industriekommissarin laut Angaben der Zeitung mit Fahrverboten ab 2018. Bienkowska erwarte dem Bericht zufolge eine „Rückrufquote von 100 Prozent“ – andernfalls drohe die Stilllegung der betroffenen Wagen. In ihrer Mittteilung attackierte die EU-Kommissarin auch den Wolfsburger Autohersteller VW. Demnach habe Bienkowska VW-Chef Matthias Müller im Juni gebeten, sie über den aktuellen Stand beim Rückruf von VW-Dieselfahrzeugen zu informieren – eine Antwort sei bisher ausgeblieben.

Müller beklagt Anti-Diesel-Kampagne

Müller meldete sich unterdessen in einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ zu Wort. In der Freitagsausgabe des Blattes beklagte der VW-Chef eine „Kampagne“ gegen den Dieselmotor. Müller sprach sich dabei für eine „sachliche, ausgewogene Diskussion“ über den Verbrennungsmotor aus und betonte die Qualität der neuen Motoren-Generation. Müller sprach in dem Interview über die Probleme, die die zunehmende Regulierung des Diesels mit sich bringe. Die Umsetzung der EU-Regeln, so Müller, werde für die Hersteller „sehr hart“. Aktuell werden Fahrverbote für Diesel-Autos in deutschen Großstädten diskutiert. So könnte beispielsweise in München und Stuttgart älteren Fahrzeugen demnächst das Aus drohen.

Absprachen über Adblue-Tanks?

Neben den möglichen Fahrverboten droht den Herstellern von Diesel-Autos derweil neues Ungemach: Wie das „Handelsblatt“ in seiner Ausgabe vom Freitag berichtet, geht die EU-Kartellbehörde aktuell möglichen Absprachen deutscher Autobauer in der Abgas-Affäre nach. Demnach liege den Kartellwächtern ein Dokument der Ingolstädter VW-Tochter Audi über eine mögliche Absprache zur Verwendung zu kleiner Adblue-Tanks vor. Das Harnstoffgemisch Adblue dient der sauberen Verbrennung von Diesel-Rückständen. Der Verdacht: Die Hersteller könnten aus Kostengründen kleine Tanks verwendet haben – deshalb könnte im Alltagsbetrieb der Fahrzeuge weniger Adblue eingesetzt worden sein, als zur Erreichung der Emissions-Vorgaben nötig gewesen wäre. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, äußerten sich VW, Daimler, Audi und BMW bisher nicht zu den neuen Vorwürfen.

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