FRANKFURT (dpa-AFX) - Börsenbeobachter sind nach dem starken Jahresstart und der anschließenden Richtungssuche uneins über den weiteren Dax-Kurs
Im Fokus der Anleger steht die Fahrt aufnehmende Berichtssaison, wobei aus Deutschland zunächst wenige Unternehmenszahlen zu erwarten sind. Dazu kommen einige Konjunkturdaten sowie die Sitzungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der japanischen Notenbank.
Vor allem wegen politischer Unsicherheiten könnte sich der deutsche Leitindex weiter orientierungslos zeigen, glaubt Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba. Sie verweist auf den Sonderparteitag der SPD, der schon am Sonntag darüber entscheidet, ob die Partei Verhandlungen mit CDU und CSU zur Bildung einer Koalition aufnimmt - der Ausgang der Abstimmung ist ungewiss. Windts Kollege Christian Schmidt sieht den Dax derweil auch charttechnisch weiter in der jüngsten Handelsspanne gefangen.
Zudem scheine der rekordfreudigen Wall Street "der Schwung auszugehen", so Windt weiter. Hier mahne der drohende "Regierungsstillstand" die Investoren zur Vorsicht. Um die Schließung von Bundesbehörden wegen fehlender Gelder abzuwenden, muss sich der US-Kongress bis Mitternacht an diesem Freitag auf eine Verlängerung der Übergangsfinanzierung einigen.
Optimistischer als die Helaba-Expertin zeigt sich hingegen Chefstratege Robert Greil von Merck Finck Privatbankiers. Er betont, dass sich der Dax "Schritt für Schritt" an sein Rekordhoch "heranpirscht". Insgesamt sei die Anlegerstimmung trotz Eurostärke, politischer Risiken und der jüngsten Stagnation an den europäischen Aktienmärkten "extrem gut", pflichtete ihm Analyst Michael Bissinger von der DZ Bank bei. "Allerdings könnte man einwenden, dass die Stimmungsindikatoren so positiv sind, dass sie bereits wieder zur Vorsicht animieren sollten."
Derweil warnt Aktienmarktstratege Markus Wallner von der Commerzbank (Commerzbank Aktie) vor den negativen Auswirkungen, die der hohe Eurokurs
Seitens der deutschen Unternehmen sind erst im späteren Wochenverlauf Impulse zu erwarten: Am Donnerstag berichtet die Software AG
Ansonsten gilt die Aufmerksamkeit der Anleger einigen Konjunkturdaten von dies- wie jenseits des Atlantiks. Helaba-Expertin Windt rechnet indes mit wenig Überraschungen. US-Daten dürften am Freitag ein solides Wachstum der weltgrößten Volkswirtschaft im Schlussquartal 2017 belegen. Zudem sollten Einkaufsmanager-Daten aus Europa (Mittwoch) zeigen, dass die Stimmung hierzulande gut sei. "Die großen Unbekannten stammen nach wie vor von der Politik."
Von der EZB-Sitzung am Donnerstag sei erst einmal "keine geldpolitische Kursänderung zu erwarten", schreibt Volkswirt Lucas Kramer von der Postbank und ist sich darin mit anderen Ökonomen einig . "Gleichwohl müssen die Währungshüter in den kommenden Monaten entscheiden, wie sie angesichts des anhaltenden Konjunkturaufschwungs sowie der sich wieder näher am EZB-Ziel befindlichen Inflationsrate den Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik weiter vorantreiben werden." Dabei gehe es zunächst um die Frage, ob und wie lange ab September weiter Anleihen gekauft werden sollten. Danach richte sich der Fokus auf die Leitzinsen./gl/she/he
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
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