LONDON (dpa-AFX) - In der Eurozone hat sich die Stimmung in den Unternehmen überraschend weiter aufgehellt und den höchsten Wert seit sechs Jahren erreicht. Der Einkaufsmanagerindex stieg im April um 0,3 Punkte auf 56,7 Punkte, wie das Marktforschungsunternehmen IHS Markit am Freitag mitteilte. Damit erreichte der Stimmungsindikator das höchste Niveau seit April 2011. Volkswirte hatten mit einem unveränderten Wert von 56,4 Punkten gerechnet.
Indexwerte über der sogenannten Expansionsschwelle von 50 Punkten werden als Hinweis für ein wirtschaftliches Wachstum gedeutet. Sowohl der Indikator für die Industrie als auch für den Dienstleistungssektor verbesserten sich überraschend. Beide Werte erreichten ein Sechsjahreshoch.
VIEL SCHWUNG
"Die Eurozone ist mit viel Schwung ins zweite Quartal 2017 gestartet", sagte Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit. Die jüngsten Daten sprächen für ein Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent, nach 0,6 Prozent im ersten Quartal. "Derart starkes Wachstum dürfte - sollte es anhalten - auf jeden Fall dafür sorgen, dass die Volkswirte ihre Prognosen für das Gesamtjahr 2017 nach oben revidieren", so Williamson.
Kurzfristig sind laut Williamson die Wahlen in Frankreich die größte Gefahr. Die Stimmung in den französischen Unternehmen hat sich im April in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor überraschend erneut verbessert. Der französische Gesamtindikator liegt mittlerweile sogar über dem von Deutschland. In den übrigen Ländern der Eurozone hat sich die Stimmung laut Williamson so stark verbessert wie seit knapp zehn Jahren nicht mehr. Die genauen Daten für Italien und Spanien werden erst bei der zweiten Veröffentlichung bekannt gegeben.
KEINE 'STIMMUNGSBLASE'
"Bisher ist die gute Stimmung bei den Unternehmen nicht durch einen entsprechenden Anstieg der 'harten' Daten bestätigt worden", schreibt Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil. Er verweist auf die im Januar und Februar enttäuschenden Zahlen zur Industrieproduktion. Weil geht jedoch nicht von einer "Stimmungsblase" aus. Man erwarte, dass die Wirtschaft zumindest "temporär einen Gang hochschalten wird".
An den Finanzmärkten spielten die Daten keine große Rolle. Der Eurokurs gab zwischenzeitliche Kursgewinne wieder ab und notierte zuletzt wenig verändert bei 1,0721 US-Dollar.
^Region/Index April Prognose Vormonat
EURORAUM
Gesamt 56,7 56,4 56,4 Verarb. Gew. 56,8 56,0 56,2 Dienste 56,2 55,9 56,0
DEUTSCHLAND
Verarb. Gew. 58,2 58,0 58,3 Dienste 54,7 55,5 55,6
FRANKREICH
Verarb. Gew. 55,1 53,1 53,3 Dienste 57,7 57,0 57,5°
(Angaben in Punkten)
/jsl/jkr/fbr
Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.