Siemens Konzernzentrale in München, Deutschland
Donnerstag, 16.11.2017 18:21 von | Aufrufe: 1758

ROUNDUP 3: 6900 Jobs bei Siemens fallen weg - drei Standorte vor dem Aus

Siemens Konzernzentrale in München, Deutschland ©iStock

(neu: möglichst keine betriebsbedingten Kündigungen)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Elektrokonzern Siemens (Siemens Aktie) will wegen schlechter Geschäfte in der Kraftwerks- und Antriebstechnik weltweit rund 6900 Jobs streichen, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Zwei Standorte im sächsischen Görlitz und in Leipzig mit zusammen 920 Arbeitsplätzen sollen geschlossen werden. Dies kündigte das Unternehmen am Donnerstag an.

Auf betriebsbedingte Kündigungen will Siemens möglichst verzichten - sofern mit den betroffenen Mitarbeitern Einigkeit über "Freiwilligenprogramme" erzielt werden kann. Das beinhaltet nach den Worten von Personalchefin Janina Kugel unter anderem mögliche Versetzungen an andere Standorte mit besseren Aussichten oder in Beschäftigungsgesellschaften.

Die Geschäfte in den beiden betroffenen Sparten laufen schlecht, vor allem bei den Kraftwerken. "Es brennt lichterloh auf dem Markt", sagte Kugel bei einer Telefonkonferenz. Die Standorte seien weltweit nicht ausgelastet.

Der Großteil - 6100 Stellen - soll in der Kraftwerkssparte gestrichen werden, der Rest in der Antriebssparte, die etwa Elektromotoren und sonstige Ausrüstungen für den Bergbau sowie die Öl- und Gasindustrie herstellt. Siemens will das Spar- und Streichprogramm in Deutschland nach Möglichkeit bis 2022/23 abschließen. Zum Großteil sind nach Kugels Worten nicht Arbeiter betroffen, sondern Jobs von Ingenieuren, IT-Fachkräften und anderen hoch qualifizierten Spezialisten.

Sogar ein Land wie das öl- und gasreiche Saudi-Arabien setze inzwischen auf erneuerbare Energien, erklärte Willi Meixner, der Chef der Kraftwerkssparte. Siemens rechnet deswegen nicht damit, dass sich das Kraftwerksgeschäft wieder erholt. "Da zeichnen sich global Trends ab, die ganz klar in Richtung Strukturwende gehen", sagte Meixner.

Stark bedroht ist auch der Standort Offenbach, von wo aus 700 Beschäftigte Kraftwerke planen und bauen. Dieser Bereich soll in Erlangen gebündelt werden, neue Stellen wird es dort nach Kugels Angaben aber sehr wahrscheinlich nicht geben. "Kompetenzzentrum" für die Herstellung von Dampfturbinen soll Mülheim an der Ruhr werden. Für ein Generatorenwerk in Erfurt prüft Siemens mehrere Optionen, darunter den Verkauf.

Zu den "freiwilligen" Angeboten an die Mitarbeiter zählt auch die Versetzung an einen anderen Standort oder die Weiterbildung. Siemens hat nach Angaben der Personalchefin im Schnitt 1000 freie Stellen in Deutschland anzubieten.

"Die Energieerzeugungsbranche befindet sich in einem Umbruch, der in Umfang und Geschwindigkeit so noch nie da gewesen ist", meinte Siemens-Vorstand Lisa Davis. Schon seit längerem wird der Konzern in der Kraftwerkssparte mit weltweit rund 46 800 Beschäftigten vor allem seine großen Gasturbinen in Deutschland und Europa nicht mehr los. Das sorgt für einen Preisverfall und Überkapazitäten.


ARIVA.DE Börsen-Geflüster

Werbung

Weiter abwärts?

Kurzfristig positionieren in Siemens AG
ME5N7V
Ask: 1,59
Hebel: 19,90
mit starkem Hebel
Zum Produkt
ME8LV1
Ask: 3,82
Hebel: 5,72
mit moderatem Hebel
Zum Produkt
Smartbroker
Morgan Stanley
Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie hier: ME5N7V,ME8LV1,. Beachten Sie auch die weiteren Hinweise zu dieser Werbung. Der Emittent ist berechtigt, Wertpapiere mit open end-Laufzeit zu kündigen.

Kurse

172,22
-1,88%
Siemens AG Chart

Das Geschäftsfeld Prozessindustrie und Antriebe mit zuletzt 44 800 Mitarbeitern weltweit stellt etwa Getriebe, Motoren und Kupplungen für Bergwerke her. Es ist damit auch stark von den Rohstoffpreisen abhängig. Schwerpunkt der nun geplanten 760 Stellenstreichungen in diesem Bereich ist Berlin, wo allein 570 Arbeitsplätze wegfallen sollen. Der Standort soll aber erhalten bleiben. In beiden Sparten hatte Konzernchef Joe Kaeser bereits früher Jobs gekappt.

Die IG Metall reagierte empört auf die Pläne. Gewerkschaftsvorstand und Siemens-Aufsichtsrat Jürgen Kerner lehnte sie als "breit angelegten Angriff auf die Arbeitnehmerseite" ab und kündigte harten Widerstand an: "Ein Stellenabbau in dieser Größenordnung ist angesichts der hervorragenden Gesamtsituation des Unternehmens völlig inakzeptabel. Er kommt aus Sicht der IG Metall nicht einmal als ernsthafte Diskussionsgrundlage in Betracht." Die Probleme der betroffenen Bereiche seien seit Jahren abzusehen gewesen. Siemens habe Stellen abgebaut, aber die strukturellen Probleme ignoriert.

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) verwies auf den "grundlegenden Strukturwandel", der sich in der Kraftwerkstechnik angesichts des Wandel zu erneuerbaren Energien vollziehe. Sie habe daher Verständnis für die nötige Neuaufstellung von Siemens. Zugleich mahnte sie das Management. "Die Beschäftigten von Siemens sind in großer Sorge und Verunsicherung über ihre Zukunft", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. "Ich wünsche mir, dass sich Siemens in enger Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretungen um faire Regelungen kümmert. Wichtig ist vor allem, dass die Standorte in strukturschwachen Regionen möglichst erhalten bleiben."

Schon vor der Bekanntgabe der Kürzungspläne hatte die Siemens-Führung auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen. Die IG Metall sieht darin einen Bruch der bei Siemens geltenden Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung. Sie hatte deshalb massiven Widerstand gegen die Pläne angekündigt./csc/cho/DP/he

Werbung

Mehr Nachrichten zur Siemens Aktie kostenlos abonnieren

E-Mail-Adresse
Benachrichtigungen von ARIVA.DE
(Mit der Bestellung akzeptierst du die Datenschutzhinweise)

Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.


Andere Nutzer interessierten sich auch für folgende News