Donnerstag, 30.03.2017 10:31 von Sven Weisenhaus | Aufrufe: 1003

Warum das neue Jahreshoch des DAX ein Warnsignal ist

Bevor wir auf das Warnsignal zu sprechen kommen, zunächst ein Fazit zum Alpha-Target im DAX:

Der DAX hat gestern ein neues Jahreshoch ausgebildet. Er erreichte dabei die Mittellinie des aktuellen Rechtecks bei 12.235 Punkten und prallte an dieser Linie zunächst erst einmal ab. Dieses neue Jahreshoch wird zu einem Zeitpunkt ausgebildet, an dem die Mitte des deutlich tiefer liegenden Alpha-Targets erreicht wurde. Damit ist das Alpha-Target nun endgültig aus dem Rennen, wobei in den letzten Tagen sowieso die Hoffnung auf ein Erreichen dieses Targets nicht mehr bestand

Das Target, das nie aktiviert wurde

Aber es fehlten eben auch wichtige Kriterien, die notwendig gewesen wären, um dieses Target zu aktivieren. Kriterien, die wir bei der Vorstellung dieses Targets Ende Januar definiert hatten (siehe Börse-intern vom 30. Januar). Hier noch einmal der identische Chart zur damaligen Ausgabe und wie er sich weiterentwickelt hat:

So sind die Kurse weder nachhaltig in den grünen Aufwärtstrendkanal zurückgefallen, noch wurde die Mittellinie des damaligen Rechtecks zwischen 11.170 Punkten und 11.880 Punkten bei 11.525 Punkten nachhaltig unterschritten (zumindest auf Schlusskursbasis). Zu keinem Zeitpunkt wurde jedoch die wichtige Unterstützung bei 11.430 Punkten nach unten verletzt. Und ein Bruch dieser Unterstützung, die durch das Hoch im Dezember 2015 definiert wurde, wäre das eigentlich bearishe Signal für eine startende Konsolidierung gewesen. Aber auch wenn ein Target nicht angelaufen wird, ist es ein Signal – in diesem Fall ein Signal für die Stärke des DAX.

Woher kommt die relative Stärke?

Ich hatte schon vor ein paar Tagen auf die relative Stärke des DAX zu den US-Indizes hingewiesen (siehe Börse-Intern vom 24. März 2017). Jetzt hat der Dax sogar ein neues Jahreshoch ausgebildet, während die US-Indizes sich immer noch in ihrer Konsolidierung befinden und zurzeit nicht einmal die Hälfte der Kursverluste der vergangenen Wochen wieder wettmachen konnten. Einen eindeutigeren Beleg für eine relative Stärke kann man nicht liefern.

Die Begründung für diese Stärke ist relativ einfach: Große institutionelle Anleger sehen ebenfalls, dass US-Aktien stark überbewertet und überkauft sind. Sie werden also nach Alternativen zu US-Aktien suchen. Wie bereits beschrieben, empfinden Umfragen zufolge Portfolioverwalter gerade europäische Aktien als besonders unterbewertet. Und so verwundert es nicht, dass sie ein Teil des Anlagevermögens aus den USA in europäischen Aktien umschichten. Das führt dazu, dass US-Aktien konsolidieren, während europäische Aktien haussieren.

Ein neues Hoch im DAX bei schwachen US-Indizes muss als Warnsignal definiert werden

Soweit so gut. Aber genau das ist ein Warnsignal, denn es belegt doch nichts anderes, als dass große institutionelle Anleger US-Aktien verkaufen! Und wir wissen, dass es in den allermeisten Fällen ratsam ist, sich ebenso zu positionieren – gerade, wenn man so eindeutige Signale erhält.

Allerdings beginnen solche Umschichtungen oft sehr früh, schließlich braucht es eine Weile, bis große Positionen umgeschichtet sind. Umso wichtiger ist es aber, dass wir dieses Signal derart früh erkennen. Denn fallenden Kursen in den USA wird sich auch der DAX nicht entziehen können!

Ein wichtiger Grund für den starken Euro

Aber noch ein zweites Phänomen ist mit diesen Umschichtungen zu erklären: Um US-Aktien verkaufen und europäische Aktien kaufen zu können, wird im Prinzip gleichzeitig der Dollar verkauft und der Euro gekauft. Das ist einer der Gründe, warum wir in den vergangenen Wochen einen steigenden Euro gesehen haben, obwohl steigende Zinsen in den USA bei gleichzeitiger Fortführung der expansiven Geldpolitik seitens der EZB eher für einen steigenden Dollar und einen schwachen Euro sprechen.

Einen anderen Grund für die Stärke hatte ich bereits genannt: in den vergangenen Wochen ging das Gerücht, dass die EZB die Zinsen noch vor dem Auslaufen des Anleiheprogramms erhöhen könnten. Jetzt führte das gegenteilige Gerücht, dass die EZB noch lange an ihrer sehr lockeren Geldpolitik festhalten wird, zu wieder deutlich fallender Kursen. Und eben diese fallenden Euro-Kurse haben gestern den Dax zusätzlich auf ein neues Jahreshoch getrieben.

Fazit

Es waren in den vergangenen Wochen viele Spekulationen im Markt, die zu diversen Verzerrungen in den internationalen Kursverläufen führen. Wir erkennen jedoch eine extrem wichtige Besonderheit: US-Aktien werden verkauft und die Gelder in europäische Aktien umgeschichtet. Hier sind große Anleger am Werk. Derart klare Signale erhält man selten und deswegen steigt die Gefahr einer größeren Konsolidierung weiter an.

Da aber solche Umschichtungen selten auf einmal erfolgen und auch noch eine Weile anhalten können, sollte man noch nicht auf Short setzen. Besser ist es, abzuwarten bis diese Verkäufe eine klare Topformation in den US-Indizes verursachen oder wir andere, klar bearishe Signale erhalten. So lange diese nicht erfolgen, muss man auf der Short-Seite aufpassen. Doch die Warnsignale nehmen weiter zu!

Viele Grüße

Ihr

Sven Weisenhaus(Quelle: www.stockstreet.de)


Über den Autor

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Stockstreet GmbH
Sven Weisenhaus ist Trader und Börsenanalyst. Seine Erfahrungen und Analysen zu den Themen Geldanlage, Börse und Finanzen veröffentlicht er als Redakteur in verschiedenen Publikationen. Er schrieb z.B. über mehrere Jahre einen auf die Elliott-Wellen-Theorie spezialisierten Börsendienst. Seit 2012 veröffentlicht er als Chefanalyst und inzwischen Geschäftsführer einen renommierten Börsennewsletter. Seit einigen Jahren gehört er zum Team von Stockstreet.de und schreibt dort unter anderem die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der unter anderem den DAX nach der Target-Trend-Methode analysiert. Sven Weisenhaus hat auch die Redaktion des bekannten Newsletters "Börse-Intern" übernommen. Für mehr Information: https://www.stockstreet.de/
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