Donnerstag, 22.03.2018 17:30 von Klaus Stopp | Aufrufe: 227

Jerome Powell wird sich noch freischwimmen

Am gestrigen Mittwoch hat der neue Fed-Präsident Jerome Powell auf der Pressekonferenz das bekannt gegeben, was bereits im Vorfeld der zweitägigen Sitzung eingepreist war, nämlich die sechste Zinsanhebung seit Dezember 2015. Mit dieser Anpassung des Korridors um 25 bps auf 1,50% bis 1,75% wurde der bereits unter seiner Vorgängerin Janet Yellen beschrittene geldpolitische Weg weiter fortgesetzt. Somit kann man zwar noch nicht behaupten, dass er sich mit diesem Schritt freigeschwommen hat, aber er wird schon bald Gelegenheit haben, der zukünftigen Notenbankpolitik seinen eigenen Stempel aufzudrücken.

 

Der für vier Jahre ernannte Chef der amerikanischen Notenbank hat nämlich die Aufgabe übernommen, die Leitplanken zu installieren, um die US-Konjunktur in die richtigen Bahnen zu lenken. Sicherlich besteht keine Veranlassung, ihn um diese Aufgabe zu beneiden! Denn in Zeiten eines US-Präsidenten Donald Trump, der jeden Tag für mindestens eine Überraschung gut ist, muss er gemeinsam mit den anderen Board-Mitgliedern den für die Finanzmärkte immens wichtigen Part der geldpolitischen Zuverlässigkeit übernehmen. Deshalb wurde am gestrigen Abend sehr viel Wert auf die Wachstumsprojektionen gelegt, denn bei der letzten Vorstellung der Summary of Economic Projections (SEP) im Dezember des vergangenen Jahres waren Themen wie Handelskrieg, Steuerreform und Schuldenobergrenze noch nicht oder nur teilweise berücksichtigt.

Bei der anschließenden Erläuterung des einstimmigen FOMC-Entscheids wurde deutlich, dass es noch zu früh ist, um die Projektion auf vier Zinsanhebungen in 2018 zu erhöhen und deshalb wurden vorerst nur je drei Schritte nach oben für 2018 und für 2019 signalisiert. Für die bereits angedeuteten Anhebungen hat man noch genügend Zeit und kann zuerst die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen abwarten. Denn die Unsicherheit infolge des sich abzeichnenden Handelskrieges zwischen den USA und China bzw. anderen wirtschaftlichen Partnern ist einfach noch zu groß. Aktuell sieht es zwar so aus als würden die europäischen Partner einknicken und eine Eskalation vermeiden wollen. Aber ob auch China als größter Gläubiger der USA diesen Weg einschlagen wird, ist zu bezweifeln. Denn China drohte bereits mit einem Abverkauf amerikanischer Staatsanleihen. Sollte diese Karte gezogen werden, so hätte dies Einfluss auf die weitere Zinspolitik der amerikanischen Notenbank. Zumal die extrem flache Zinskurve zwischen 2 und 10 Jahren (aktuell 0,57 bps) sicherlich in Erwartung weiterer Zinsanhebungen einem massiven Verkaufsdruck nicht standhalten könnte. Eine Versteilerung der Kurve wäre die logische Konsequenz und würde die US-Notenbanker zum Gegensteuern zwingen. Denn in Anbetracht des riesigen Schuldenberges und den Steuergeschenken der US-Regierung kann auch die amerikanische Notenbank nicht an schnell steigenden langfristigen Zinsen interessiert sein. Zu zwei Themen gibt es in diesem Zusammenhang kurzfristig Neuigkeiten zu vermelden. So erhöhte auch Chinas Notenbank den sogenannten Reverse-Repo-Satz von 2,50% auf 2,55% und in den USA einigte sich der Kongress auf eine Zwischenlösung im US-Haushaltsstreit.

Es gibt also noch genügend Möglichkeiten für den neuen Fed-Präsidenten, sich zu profilieren und freizuschwimmen.

 

 

 

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Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
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