Samstag, 02.12.2017 12:56 von Klaus Stopp | Aufrufe: 302

EU-Rat pfeift EZB bei faulen Krediten zurück

Die Europäische Zentralbank (EZB) überschreitet nach einer Rechtseinschätzung des Europäischen Rates mit ihrer jüngsten Initiative zur Vermeidung fauler Kredite ihre Kompetenzen. Die EZB-Bankenaufsicht sei durch die geltenden Gesetze rechtlich nicht ermächtigt, derartige Leitlinien zu verabschieden, heißt es laut Reuters in einem Dokument des Europäischen Rates. Die EU folgt Beobachtern zufolge üblicherweise derartigen rechtlichen Einschätzungen, obgleich die endgültigen Entscheidungen politisch sind. Ein entsprechender Vorschlag der EU-Kommission zur weiteren Vorgehensweise ist für den 28. März anvisiert.

 

 

Die EZB hatte im Oktober neue Leitlinien veröffentlicht, nach denen Banken vom 1. Januar 2018 an alle faulen Kredite schrittweise in voller Höhe über Rückstellungen abdecken müssen. Dies stieß insbesondere in Italien auf Kritik, wo befürchtet wird, dass künftig noch mehr Kredite abgeschrieben werden sollen. In der Euro-Zone entfallen rund 25% des zuletzt rund 844 Mrd. € hohen Berges an Problemdarlehen auf Banken in Italien. Doch nach neuesten Meldungen wird diese Regelung auf Druck der Politiker um mindestens 3 Monate verschoben. Befremdlich ist hierbei, dass Druck von Politikern auf die unabhängige EZB Früchte trägt, aber die Appelle der Notenbanker an die Adresse der Politiker zur Haushaltssanierung auf taube Ohren stoßen.

 

 

 

In diesem Zusammenhang hat die EZB auch einen Handelsplatz für Problemkredite ins Spiel gebracht. Dies könnte dazu beitragen, den großen Gebirgskamm an ausfallgefährdeten Darlehen abzubauen. Mit solchen Plattformen, die an den Märkten schon mal als „Schrottplatz“ bezeichnet werden, könnten einheitliche Kreditdaten bereitgestellt, Prüfungskosten gesenkt und mehr Investoren angelockt werden, so das Kalkül der EZB.

 

 

 

Um die Sinnhaftigkeit eines solchen „Schrottplatzes“ endgültig bewerten zu können, fehlt es allerdings noch an Details. Aber schon jetzt lässt sich sagen, dass eine solche Einrichtung die Handelbarkeit und damit die Verlässlichkeit von Preisen sicherstellen müsste. Hinzu käme ein Höchstmaß an Transparenz, um zu verhindern, dass sich Käufer womöglich ein Überraschungsei ins Nest legen. Ob dann Pakete an faulen Krediten tatsächlich ihre Besitzer wechseln werden, muss letztendlich die Praxis zeigen.



Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: www.bondboard.de/Newsletter/Disclaimer


Über den Autor

RSS-Feed


Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
Sie wollen regelmäßig über die Rentenmärkte auf dem Laufenden bleiben? Abonnieren Sie kostenlos den Newsletter "Baader Bond Markets", ein wöchentlicher Überblick über die Bond-Märkte, mit Blick auf nationale & internationale Konjunktur, Corporate Bonds und Währungsanleihen, sowie interessante Neuemissionen.
Link zur aktuellen Ausgabe
Hier abonnieren
Werbung

Mehr Nachrichten kostenlos abonnieren

E-Mail-Adresse
Benachrichtigungen von ARIVA.DE
(Mit der Bestellung akzeptierst du die Datenschutzhinweise)

Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.