Sonntag, 24.12.2017 14:36 von Klaus Stopp | Aufrufe: 396

Bund sichert sich langfristig niedrige Zinsen

Die geplante Schuldenaufnahme der Bundesrepublik Deutschland für 2018 erfolgt mit Augenmaß, bedarf aber einer differenzierten Betrachtung. So weist der Emissionskalender der Finanzagentur mit 147 Mrd. € für die Aufnahme durch Kapitalmarktinstrumente mit Laufzeiten zwischen zwei und 30 Jahren einen niedrigeren Wert als die im Vorjahr ursprünglich geplanten 152 Mrd. € aus. Doch schon 2017 lag die tatsächlich emittierte Summe um 3 Mrd. € unter dem Zielwert.

 

 

Über die anvisierten 147 Mrd. € hinaus sollen inflationsindexierte Bundeswertpapiere im Volumen zwischen 6 und 10 Mrd. € begeben werden. Hinzu kommen Geldmarktpapiere über 36 Mrd. €, die aufgrund ihrer sechsmonatigen Laufzeit aber nur ein Finanzierungsvolumen von 15 Mrd. € auf die Waage bringen. Die höheren Volumina sollen den Handel von größeren Stückzahlen erleichtern und die Liquidität erhöhen. Damit liegt das Gesamtvolumen aller Schuldentitel in einer Range von 189 bis 193 Mrd. € gegenüber dem tatsächlichen Auktionsvolumen von 175,5 Mrd. € in 2017. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang aber auch die Rangliste der Mitglieder der Bietergruppe "Bundesemissionen". Unter den 36 Mitgliedern sind neun deutsche Kreditinstitute zu finden und bereits an zweiter Stelle, hinter der BNP, wird hierbei die Commerzbank geführt. Ein Schelm, der Böses dabei denkt!

 

 

 

Für 2018 geplant sind elf Auktionen über Bundesanleihen mit 30-jähriger Laufzeit mit einem Volumen von zusammen 16 Mrd. €. Damit will sich der Bund die niedrigen Zinsen langfristig sichern. 2017 lag das Emissionsvolumen derartiger Langläufer noch bei 11 Mrd. €, 2016 bei 9 Mrd. €. Es wird 2018 aber keine neue 30-jährige Anleihe geben. Vielmehr sollen die Volumina der bereits umlaufenden Titel aufgestockt werden, um deren Handelbarkeit zu erhöhen. Aktuell sind die Schuldentitel des Bundes weiterhin gefragt, obwohl sie erst ab einer Laufzeit 2/2025 im Plus rentieren.

 

 

 

Laufzeiten von 50 Jahren und mehr schließt die Finanzagentur des Bundes derzeit immer noch aus. Die Laufzeit von 30 Jahren bleibe weiterhin das Instrument für die Abdeckung des langfristigen Finanzierungsbedarfs zu attraktiven Konditionen, heißt es. Im vergangenen September hatte Österreich mit der erfolgreichen Platzierung einer 100-jährigen Staatsanleihe für Aufsehen gesorgt. Auch Belgien und Irland hatten im Vorjahr solche „Methusalem-Papiere“ emittiert. Allerdings waren diese direkt bei privaten Investoren platziert worden.

 

Unterm Strich ist die Verschuldung des deutschen Staates mit derzeit 1,973 Bill. € auf dem niedrigsten Stand seit 2011, dem Beginn der statistischen Erhebung inklusive Extrahaushalten. Das sind 2,9% weniger als im Vorjahr.



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Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
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