Die digitale Währung Bitcoin erlebte in den vergangenen Wochen eine Kursrallye.
Dienstag, 07.03.2017 16:47 von | Aufrufe: 10061

Erster Bitcoin-ETF schon in wenigen Tagen?

Die digitale Währung Bitcoin erlebte in den vergangenen Wochen eine Kursrallye. - © Tsokur istock.com

An die Zwillinge Cameron und Tyler Winklevoss werden sich in Deutschland derzeit wohl nur Internetfreaks erinnern. Die ehemaligen Kommilitonen von Mark Zuckerberg und Gründer des Netzwerks ConnectU hatten dem Facebook-Gründer vorgeworfen, ihre Idee kopiert zu haben. Der Rechtsstreit endete mit einem Vergleich: Zuckerberg zahlte den beiden laut Medienberichten 65 Millionen US-Dollar. Bald schon könnte man den Namen Winklevoss allerdings mit etwas anderem als Facebook in Verbindung bringen. Geht es nach den beiden Brüdern, wären sie die ersten, die einen börsengehandelten Fonds (ETF) auf die Digitalwährung Bitcoin herausgeben. Die US-Aufsichtsbehörde SEC prüft derzeit den entsprechenden Zulassungsantrag.

„Coin“ soll der Bitcoin-ETF des Winklevoss Bitcoin Trust heißen. Die SEC hat in einem Dokument bestätigt, dass sich Mitarbeiter der Behörde am 14. Februar mit den Winklevoss-Zwillingen getroffen haben. Bei dem Gespräch waren auch Vertreter von Bats Global Markets dabei - jener Handelsplattform also, auf der der neue Fonds der Brüder gehandelt werden soll. Nähere Angaben zum Verlauf des Treffens machte die Behörde vorerst nicht.

Einer früheren Veröffentlichung zufolge will die SEC am 11. März, also noch in dieser Woche, über eine notwendige Regeländerung und damit die Zulassung des Winklevoss Bitcoin Trust entscheiden. Dieses Datum ergab sich nach Medienberichten rechnerisch aus dem Ablauf einer bestimmten Frist nach Eintrag der Antrags im Federal Register. Weil der 11. März aber auf einen Sonnabend fällt – also außerhalb der Geschäftszeit der Behörde liegt – erwarten viele die Entscheidung erst am 13. März. Neben dem Winklevoss Bitcoin Trust stehen weitere Anbieter offenbar auch schon in den Startlöchern. So haben auch der SolidX Bitcoin Trust und der Bitcoin Investment Trust die Zulassung von Bitcoin-Fonds beantragt.

Binnen sechs Wochen von 780 Euro auf mehr als 1200 Euro

Die Internetwährung Bitcoin ist seit Wochen schon im Rallye-Modus. Kostete eine Einheit der digitalen Währung auf dem Handelsplatz Bitcoin.de Mitte Januar noch knapp 780 Euro, kletterte der Kurs bis Anfang März auf das neue Euro-Hoch von 1248,99 Euro – ein Anstieg um mehr als 50 Prozent in nur sechs Wochen. Erst in den vergangen Tagen ebbte das Interesse etwas ab. Heute sank der Kurs im Tagesverlauf zwischenzeitlich auf 1150 Euro.

Als internetbasiertes Zahlunsgsystem ist das Bitcoin-Netzwerk am 3. Januar 2009 an den Start gegangen. Mit dem Digitalgeld reagierte die Internetgemeinde seinerzeit auf die Finanzkrise und das gesunkene Vertrauen in Banken. Während herkömmliches Geld von einer Zentralbank gedruckt und damit kontrolliert wird, werden Bitcoins nach einem verschlüsselten System von Computern in einem Open-Source-Projekt erzeugt. Die maximale Anzahl ist dabei auf 21 Millionen Bitcoins beschränkt. Die fehlende Kontrolle durch Staaten sorgt weltweit für großes Interesse an dem System.

Auch die Ankündigung des neuen US-Präsidenten Donald Trump, die Auflagen für den Bankensektor deutlich zu lockern, könnte zuletzt für Zulauf bei den Bitcoins gesorgt haben, die Aussicht auf Zulassung von Bitcoin-ETFs ebenso. Für Privatanleger wäre das Investieren in die Kryptowährung über einen ETF ohne die digitale Geldbörse (Wallet) möglich, die sonst für Bitcoin-Transaktionen benötigt wird.

In Deutschland haben Anleger bereits über ein von Vontobel herausgegebenes Zertifikat (WKN: VN5MJG) die Möglichkeit, indirekt an der Bitcoin-Entwicklung teilzuhaben. Darüber hinaus wird an der Nasdaq Nordic in Stockholm ein ETN (Exchange Traded Note) auf Bitcoin gehandelt (WKN: A18KCN). Bei beiden Analgeformen, ETN und Zertifikat, handelt es sich rechtlich um Inhaberschuldverschreibungen, Investoren tragen damit in beiden Fällen das Risko, dass der Emittent ausfällt. ETFs hingegen sind Sondervermögen und somit frei von diesen direkten Ausfallrisiken.

Marktbeobachter verweist auf asiatischen Einfluss

Sascha Huber, Börsenblogger aus Trier und langjähriger Marktbeobachter, führt den jüngsten Kurserfolg von Bitcoin nicht so sehr auf die mögliche ETF-Zulassung zurück, sondern grundsätzlich auf das große Interesse an der Währung in Asien. Nicht nur der größte Teil des Bitcoin-Minings, sondern auch des Bitcoin-Handels entfalle auf China, sagte Huber gestern in einem Referat im Rahmen der IB Days. Aus diesem Grund habe das Vorgehen und Handeln der chinesischen Zentralbank einen besonders starken Einfluss auf den Bitcoin-Kurs.

In der achtjährigen Bitcoin-Historie hat der Wert der digitalen Währung desöfteren Kapriolen geschlagen. Einen großen Kurssturz gab es zum Beispiel nach der Pleite der bis dahin größten Bitcoin-Börse Mt.Gox. Nicht der Bitcoin-Algorithmus, sondern die Börse sei gehackt worden, stellte Huber auf den IB Days klar. Das sei so, als würden in der realen Welt die Schließfächer bei einer Bank von Dieben leergeräumt. Niemand würde in einem solchen Fall behaupten, dass die Banknoten, die in den Fächern lagerten, nicht sicher gewesen sind.


ARIVA.DE Börsen-Geflüster

Werbung

Mehr Nachrichten zum Kurs BTC/EUR (Bitcoin / EURO) kostenlos abonnieren

E-Mail-Adresse
Benachrichtigungen von ARIVA.DE
(Mit der Bestellung akzeptierst du die Datenschutzhinweise)

Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.


Andere Nutzer interessierten sich auch für folgende News