Unterm Strich zähl ich
Der nach dem Sarrazin-Buch unkoordiniert herumflatternde Politiker- und Medien-Hühnerhaufen versucht es mit einer neuen Strategie, sein Abtreten von der gesellschaftlichen Bühne herauszuzögern.
Erst wollte man mit der altbekannten Nazi-Keule Thilo Sarrazin in die Ecke der durch Führungsoffiziere des Verfassungsschutzes künstlich am Leben erhaltenen NPD abschieben. Als dann trotz dieses Versuchs die Zustimmungsraten im Volk immer noch weit oberhalb von 50 Prozent verharrten, hat man es mit Bürger-Beschimpfung probiert. Beispielsweise in dem man schlechter gebildete Schichten der Gesellschaft in eine ausländerfeindliche Ecke manövrieren wollte. Dabei hat man aber vergessen, dass diese Schichten eben diejenigen sind, die täglich in Bezirken wie Berlin-Neukölln am eigenen Leibe und mit ihren Familien die Probleme unserer Zuwanderungs-Politik zu spüren bekommen. Und nachdem auch das nicht fruchten mochte, versucht man nun Soziale Kriege wegen einer immer stärker wachsenden Lücke zwischen Arm und Reich herbei zu philosophieren.
SPIEGEL-Redeakteur Richard David Precht bemühte sich heute unter dem Titel Soziale Kriege mit Wahrheits-Klitterung, wo er von einem Unbehagen der bürgerlichen Mittelschicht sprach. Und probierte in altbekannter Manier das Thema in ein völlig abstraktes Parallel-Universum zu verschieben: Es gibt Integrationsprobleme von Migranten in Deutschland, es gibt einen Moralverlust in allen sozialen Schichten, einen Sittlichkeitsverfall im öffentlichen Umgang, eine Enthemmung bei Sex und Gewalt, eine soziale Erosion der Mittelschicht und vor allem: Desorientierung.
Und aus dieser Parallel-Welt konstruiert er zwei moralische Kulturen, die völlig losgelöst von Themen wie Christentum und Islam als Raumschiff schwerelos im Weltall schweben: Das Ethos des Sozialen und das Ethos des Dissozialen.
Bedrohlich sei nach Precht die Moralferne der Halbintegrierten. Und er schließt dabei die Deutschen explizit mit ein. Nachdem er dann das Migranten-Problem geschickt wegdefiniert hat, kommt er zu folgendem Schluss: Es ist die Angst vor einem Sozialkrieg. Es gibt viele Deutsche und Migranten, die sich zu dieser Wertegemeinschaft nicht mehr zugehörig fühlen. Die Schere zwischen Arm und Reich geht auseinander, die Milieus ohne Tugenden werden vermutlich wachsen: Eure Werte, euer sozialer Friede und eure Moral sind uns scheißegal!
Da kann sich der SPIEGEL-Redakteur auch noch so stark als moralisches Gewissen der Nation aufspielen wie er will. Denn alle Aspekte des Moralverlusts, die in dem Bericht bemängelt werden, haben ihren Ursprung genau bei denjenigen Gruppen der Moralapostel, Gutmenschen und Sozialpolitiker, die diesen Moralverlust jetzt zu kritisieren scheinen: Erst haben sie die Kirche als Institution, welche die Gesellschaft moralisch zusammenhalten soll durch eine Hilfsreligion des grenzenlosen Konsums zu Lasten der nächsten Generation zerstört und die Restkirchen zu Hilfsorganisationen des sozialpolitisch-industriellen Komplexes degradiert. Dann haben sie mit ihrer Sozialpolitik ihr eigenes Brot und Spiele Prekariat geschaffen, das staatlich gesponsert ihre Macht ausweiten und die Mehrheiten bei den nächsten Wahlen sicherstellen soll. Und zuletzt sind unsere Politiker einen faustischen Pakt mit der Finanz-Branche zur Finanzierung ihrer Wohltaten eingegangen, die das Geld der Bürger veruntreut hat und nun vor einem Scherbenhaufen stehen.
Bei der Vermögenssicherung bleibt den Bürgern wegen Zombie-Banken, welche die Kundengelder in Schrott-Immobilien und PIIGS-Staatsanleihen versenkt haben, technisch insolventen Versicherungs-Gesellschaften und dem untergehenden Sozialstaat der demokratischen Gerechtigkeits-Politiker eigentlich nur eine Alternative: Nämlich nach der Prämisse Unterm Strich zähl ich zu handeln.
Wer um Himmels Willen soll sich denn noch einer Wertegemeinschaft zugehörig fühlen, wenn diese vermeintliche Wertegemeinschaft nichts anderes tut, als den Bürger permanent zu betrügen und auszuplündern. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus moralisch angemessen, sich auf den Urkern der Wertegemeinschaft zu konzentrieren – nämlich der eigenen Familie. Das mag zwar vordergründig nach einer dem Unterm Strich zähl ich Maxime aussehen, ist aber nichts weiteres als eine verständliche Reaktion derjenigen Bürger, die das Spiel hinter den Kulissen verstehen - oder zumindest erahnen. Wenn eine Notenbank nicht mehr für Geldstabilität steht, sondern für ungehemmtes Weginflationieren des Schulden-Problems, dann braucht sich keiner zu wundern, wenn die Erkennenden in den sicheren Hafen des Goldes einlaufen.
Kommen wir nun zu der heutigen Marktentwicklung. Zuerst einmal einen Blick auf den Ölpreis. Denn dieser ist heute erneut um knappe zwei Dollar gestiegen und steht nur noch ein Quäntchen vor der Marke von $80. Hier wird bald etwas passieren müssen. Im Prinzip muss es das sogar, weil sonst die schöngefärbten Inflationszahlen nicht mehr geglaubt werden. Denn im Gegensatz zu Europa, wo der Benzinpreis zu zwei Drittel aus Steuern und Abgaben besteht und sich ein Anstieg der Beschaffungskosten für Rohöl nur zu circa ein Viertel auf den Endkunden-Preis niederschlagen kann, umfasst in den Vereinigten Staaten der Beschaffungspreis für Rohöl fast drei Viertel des an der Zapfsäule bezahlten Preises. Das heißt in den USA schlägt eine Erhöhung des Ölpreises fast ungebremst auf den Zapfsäulen-Preis durch.
Die monetären Maßnahmen, welche die Notenbanken in der Vergangenheit ergriffen haben, um den Preis des Rohöls zu drücken, wirken wie eine breit streuende Schrotflinte: Sie treffen nicht nur Öl, sondern auch die Edelmetalle und die Aktien-Märkte. Mit dem heutigen Anstieg ist eine solche Intervention wahrscheinlicher geworden.
Bei den Edelmetallen stand Gold heute früh im asiatischen Handel zwar etwas unter Druck. Aber mit Eröffnung des Londoner Vormittags-Handels drehte sich die Entwicklung schnell wieder um. Um 11:30 Uhr MEZ stand Gold zum A.M. Fix mit $1.311,00 (EUR 960,09) um knapp vier Dollar über dem Fixing vor 24 Stunden.
Mit Eröffnung der New Yorker COMEX änderte sich diese Tendenz nicht, bis kurz vor dem Londoner P.M. Fix. Dieser kam kann mit $1.307,00 (EUR 958,35) wenige Dollar niedriger als noch am Vormittag zustande. Auf 24-Stundenbasis aber trotzdem unverändert.
Gegen 16:30 Uhr MEZ setzte dann die erwartete Drückung ein. Um 17:30 Uhr wurde dann die Marke von $1.300 nach unten durchstoßen. Aber diese Drückung hielt nur kurz stand und Gold konnte sich schnell wieder oberhalb der Marke von $1.300 etablieren. Zum Handelsende an der COMEX notierte Gold dann mit $1.308,50 nur einen Dollar schwächer als gestern zur gleichen Zeit.
Erneut ist eine Drückung kläglich gescheitert. Lediglich Silber und Palladium gaben im heutigen Tagesverlauf um 10 Cent beziehungsweise drei US-Dollar nach. Platin stieg heute erneut um neun Dollar an – im Gleichklang mit Öl, das gegen 20:30 Uhr MEZ die Marke von $80 erreichen konnte und im Tagesverlauf fast drei Prozent zulegte.
US-Dollarindex und die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen blieben heute unverändert.
Die nächsten Tage werden spannend werden.
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"Heute geht es uns schlechter als gestern, aber besser als morgen!"
"In Zeiten der universellen Täuschung wird das Aussprechen der Wahrheit zur revolutionären Tat!" (George Orwell)