Nach dem hervorragenden Q4-Auftragseingang lohnt sich mal wieder ein kleiner Blick auf 2018. Zumindest was wir offiziell momentan wissen und die Auftragslage kann man nun besser einschätzen wie noch vor 2, 3 Wochen. Wobei aber schon auch klar ist, Nordex hat schon noch einiges an Zeit um weitere Aufträge für dieses reinzuholen. Darum sind das natürlich alles nur so grobe Einschätzungen, die man aber nach meinem Dafürhalten schon als Grundsockel hernehmen kann.
Meine Projektpipeline für Nordex-Turbinen 2018:
Türkei: 266 MW
Frankreich: 159,3 MW
Deutschland: 120 MW (z.B. Trendelburg, Scharmbeck, Fischbachhöhe, Freckenfeld)
Argentinien: 101 MW
Italien: 45 MW
Norwegen: 39,6 MW
Spanien: 30 MW
Nordirland: 25 MW
Fix: 765,9 MW (ca. 680 Mio. €)
Meine Projektpipeline für Acciona-Turbinen 2018:
USA: 820 MW
Spanien: 191 MW
Argentinien: 148 MW
Mexiko: 99 MW (El Cortijo Teil II - Teil I in 2017 - 84 MW)
Brasilien: 95 MW ("Lagoa do Barro"- Teil II)
Australien: 66 MW (Mount Gellibrand II)
Fix: 1.419 MW (ca. 1,106 Mrd. €)
In der meinigen Turbinenlieferliste 2018 habe ich nun den super Auftragseingang von Q4 mit 1,6 GW eingearbeitet. Wobei aber zwischen den offiziellen Einzelauftragseingangsmeldungen und der Gesamtauftragseingangsmeldung Q4 mit 1,6 GW rd. 200 MW auf der positiven Seite fehlen, die ich nun aber auch mit eingearbeitet habe. So z.B. fehlen aus der "Division International"satte 170 MW (u.a. wahrscheinlich die 125 MW vom türkischen Windpark "Balikesir" und die Erweiterung der mexikanischen Windfarm "El Cortijo"). Aus der "Division EU" fehlen 20 MW (dürften dann wohl aus Deutschland sein).
Wahrscheinlich dürfte aber die Turbinenlieferliste 2018 etwas größer sein durch einen Überhang aus 2017. In Deutschland war das Wetter seit November sehr windig, so dass es bei einzelnen dtsch. Projekten höchst wahrscheinlich zu Verzögerungen beim Errichten gekommen ist (z.B. "Goldboden" für die EnBW). Auch könnte es z.B. zu einem Überhang aus der 189 MW großen brailianischen Windfarm "Lagoa do Barro" wie auch bei der 183 MW großen mexikanischen Windfarm "El Cortijo" gekommen sein. Wird man dann aber erst im Geschäftsbericht 2017 rauslesen können. Wobei man aber auch unterscheiden muss wie Nordex das ganze dann letztendlich vom Umsatz/Gewinn bilanziert.
Vom Umsatz her könnte es aber richtig spannend werden. Wenn die Zahl von Warburg stimmt mit einem Q4 Auftragseingang von 1,5 Mrd. €, dann hätte Nordex in Q4 einen sehr überraschend hohen Turbinenpreis von 0,94 Mio. €/MW erzielt. Ganz glauben kann ich das jetzt nicht. Ich rechne mit gut 12% weniger in Q4. Also etwas über 0,80 Mio. €/MW im Schnitt. Wobei aber im Q4 Auftragseingang zwei ganz große US Safe Harbor-Aufträge drin waren, die noch mit Preisen von vor einem Jahr abgeschlossen wurden. Der richtige Preisdruck ist ohnehin erst so im 2. Hj. 2017 aufgekommen. Der Preisdruck ist eine Konsequenz, dass immer mehr Länder von festen Einseisevergütungen zu Auktionssystemen übergegangen sind.
In 2017 wurden etwa 1.540 MW Nordex-Turbinen errichtet. Nach meiner Liste sind es aktuell nur 766 MW für 2018. Die Rostocker Produktion dürfte nach meiner Schätzung nach der Restrukturierung inkl. ohne Leiharbeiter (Kosten Leiharbeiter in 2017 ca. 15 Mio. €) und mit der Kündigung des Rotorblattliefervertrag mit Rotec so auf rd. 1.100 MW aufgestellt sein. Auf diese 1.100 MW könnte Nordex in diesem Jahr durchaus noch kommen. Sind ja noch ein paar Monate Zeit um noch Aufträge reinzuholen für dieses Jahr.
Der Rückgang bei den Nordex Turbinen kommt bekanntermaßen fast ausschließlich vom deutschen Markt (2017 etwa 800 MW - in 2018 wohl nur so um die 200 MW), der in diesem Jahr mit ganz großer Wahrscheinlichkeit um über 50% für alle Mühlenbauer einbrechen wird. Wobei aber schon auffällt, dass derzeit kaum Aufträge vorhanden sind aus den normalerweise sonst starken Märkte für Nordex-Turbinen wie Finnland (2017: ca. 150 MW) oder Irland (2017: ca. 160 MW).
Bei den Acciona-Mühlen sieht es da deutlich besser aus im Vergleich zu 2017. 2017 wurden etwa 1.400 MW an Acciona-Mühlen errichtet und die derzeitige 2018er Projektpipeline für Acciona-Mühlen liegt ja jetzt schon etwas höher wie die Errichtungszahlen der Acciona-Mühlen vom letzten Jahr. Meiner Schätzung nach könnten in diesem Jahr so 1.600 bis 1.800 MW an Acciona-Mühlen errichtet werden, denn mir fehlen immer noch aus Indien und Brasilien Aufträge. Der 183 MW große Chileauftrag ("San Gabriel"), der wohl demnächst auch gemeldet wird, ist ja erst für 2019 wie auch eventuell weitere Aufträge aus Chile von WPD (werden in Chile 350 MW an Onshore-Wind bauen die kommenden Jahre). Auch die 420 MW aus Südafrika wären frühestens für 2019, wenn sie denn endlich mal kommen sollten.
Nach diesem super Q4 Auftragseingang sieht es nun vom Umsatz her bei weitem nicht mehr so schlecht wie man noch vor 3 Wochen befürchten konnte. Nach meiner Turbinenliste und den sonstigen Umsätzen aus Wartung/Service, Turn Key, eigener Projektverkauf oder Upgrades (in 2017 summierten sich diese Umsätze auf etwas über 600 Mio. €/z.B. Sericeumsätz bei ca. 300 Mio. €) komme ich aktuell auf gut 2,3 Mrd. € Umsatz in diesem Jahr und somit sollte eigentlich ein Umsatz von 2,6 Mrd. € in diesem Jahr nicht das große Problem sein. Vorausgesetzt natürlich, dass noch mindestens so 400 MW an neuen Aufträgen bis Mai/Juni für dieses Jahr noch dazu kommen werden. So jedenfalls meine Einschätzung.
Die ganz große Preisfrage ist halt wie fallen die Margen aus, denn mit einem Umsatzrückgang von 10 bis 15% gg. 2017 müsste Nordex einigermaßen leben können nach den richtig schwachen Auftragseingängen im letzten Jahr bis November. Hätte auch deutlich mieser ausfallen können.
Was mich immer noch wundert, dass es offenbar im Rostocker Werk noch keine Kurzarbeit gibt. Nimmt man die offiziellen Zahlen her, dann müsste das eigentlich der Fall sein. Das könnte eventuell sogar ein gutes Signal sein, denn vielleicht arbeitet Nordex schon an Aufträgen von denen wir offiziell noch gar nichts wissen. Bekanntermaßen gibt es über Safe Habor ja noch viele MWs für Nordex-Turbinen aus den USA und der dtsch.Markt dürfte späestens im 2. Hj. wieder anziehen, denn endlich wurde das Auktionsmodell in Deutschland umgestellt, so dass nur noch genehmigte Windparks auf der Auktionsliste auftauchen dürfen und das bedeutet, dass die Projektierer/Investoren sofort beginnen könnten mit dem Windparkbau bei einem Zuschlag. Aus den ersten beiden dtsch. Auktionrunden haben zu 97% Projekte gewonnen, die nicht genehmigt waren und wann die jemals genehmigt werden weiß auch niemand. Von der letzten dtsch. Onshore-Windauktion über 1.000 MW erhielten gerade mal 5 Projekte mit insgesamt absolut lächerlichen 30 MW einen Zuschlag mit BImSchG-Genehmigung. Darunter der Windpark "Knippen" mit Nordex-Turbinen (5 N117/2400).