Der Unsicherheitsfaktor dürfte eigentlich nur das Währungshedging sein meiner Einschätzung nach, denn Canadian hat in Q2 rd. 11 Mio. $ beim Wähungshedging verloren. Verloren stimmt hier nicht ganz, denn diese "Verloren" bezieht sich ja auf die Bewertungen zu Ende Juni von US Dollar/Euro oder Yen Optionsscheinpapiere.
11 Mio. $ hätte bei Jinko einen negativen EPS Effekt von immerhin 0,30 $ !!!. Wenn ich nun davon ausgehe, dass Jinko in Q2 ein EPS zwischen 1 $ bis 1,10 $ erzielt hat (Meine Q2 Schätzung: Umsatz: 1,04 Mrd. $, Bruttomarge: 14%, EBIT-Marge: 4,3%, Steuerquote: 15%) ohne Währungseffekte, dann sieht man welch großen negativen Einfluss 11 Mio. $ an Währungsverluste hätte. Der Nettogewinn wäre dann ein Drittel geringer. Da aber Jinko eventuelle Währungsgewinne/verluste mit anderen GUV Positionen wie " Change in fair value of forward contracts" und "Change in fair value of derivative liability" abfedert und Jinko ein deutlich höheres Absatzvolumina in China hat wie Canadian, sollte ein eventueller Währungsverlust nicht so hoch ausfallen wie bei Canadian.
Nach den Canadian-Zahlen sollte man eventuelle höhere Währungshedegeverluste schon ein wenig in Betracht ziehen. Kommt dann "nur" ein EPS von 0,75 $ raus (was aber immer noch über den neidrigen Erwartungen liegen würde), dann sollte man zuerst auf die GUV Position "Exchange gain/(loss)" schauen, dann weiß man sofort was passiert ist.
Wenn man sich aktuell die Solarbranche anschaut und wie sich die Preise in den einzelnen Regionen gerade entwickeln, dann ist das fast schon unglaublich um fast wahr zu sein. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir eine solch merkwürdige Periode in der Solarbranche jemals hatten wie aktuell. Nicht mal 2013, als klar war, dass die USA gegen die Chinesen hohe Antidumpingzölle erheben werden.
In Europa bekommt man zur Zeit kaum noch multikristalline Module von Chinesen, denn alles was die Chinesen zur Zeit außerhalb Chinas produzieren geht in die USA. Das hat natürlich große Auswirkungen auf die Modulpreise. In Europa sind die Modulpreise bei den Multis binnen der letzten 4 Wochen um 3% und binnen 8 Wochen um gut 6% auf 0,48 $/W gestiegen. In den USA liegen die Modulpreise zur Zeit zwischen 0,50 bis 0,52 $/W. Das sind gut und gerne 25 bis 30% mehr wie noch zu Jahresanfang und gut 10% mehr wie im Mai. Das kommt alles von den riesigen Unsicherheiten rund um den Suniva Case und eventuell drohenden Importzölle für alle Module bis auf Dünnschichtmodule. In den USA wird gerade alles weggekauft an Module was preislich noch einigermaßen akzeptabel ist. Die Chinesen mit großer Produktion außerhalb Chinas verdienen sich in den USA gerade fast dumm und dämlich. Ich schätze mal Jinko kommt bei den aktuellen Modulpreisen mit ihrer Malaysia Produktion auf eine Bruttomarge von starken 26%. Man hat ja schon bei First Solar und Canadian bei ihren überraschend guten Q2-Bruttomargen gesehen welch positiver Effekt der aktuell sehr hohe Modulpreis in den USA hat. Jinko dürfte rd. 20% ihres Q2-Absatzes in den USA gehabt haben. Hilft natürlich der Q2-Bruttomarge. So gesehen könnte Jinko sogar meine Bruttomargenschätzung überbieten. Ergo würde ein noch höheres EPS raus kommen. Jedoch sind die Wafer- wie auch Zellpreise gestiegen in Q2 und somit dürfte die überraschend gute Preissituation in Q2 nicht Eins zu Eins bei Jinko angekommen sein. Jinko muss halt immer noch so 30 bis 40% ihres Absatzes (Wafer, Zellen) dazu kaufen. Auf der anderen Seite hat der Polysiliziumpreis in Q2 deutlich nachgegeben mit rd. 10%.
Diese ganze erfreuliche Entwicklung von Q2 hat sich bis jetzt in Q3 fortgesetzt bis auf den wieder gestiegenen Polysiliziumpreis. Man kann wohl nun davon ausgehen kann, dass von Jinko ein richtig gute Q3 Guidance kommen wird. nicht nur wegen der riesigen Nachfrage in den USA, sonder auch weil in China die Nachfrage bis jetzt bei weitem nicht so rückläufig ist gg. dem 1. Hj. wie gedacht und in Japan und Indien die Nachfrage weiterhin gut ist. Darum sind die Modulpreise in China immer noch sehr stabil. Multi Module liegen bei 0,37 $/W und Mono-Module bei 0,38 $/W. Fast auf dem Preisniveau wie zu Jahresanfang. Einzig in Indien sind die Modulpreise in Q2 ein wenig unter Druck gewesen
So super wie das ganze derzeit aussieht für Jinko, aber zu Jubelschreien sollte man sich nicht verleiten lassen, denn die große Gefahr von US Importzöllen für Module verzerrt die Preissituation wie auch die Nachfrage. Die Frage dabei ist im welchem Maße ist das derzeit verzerrt ? Das kann wohl keiner beantworten, auch wenn man klar sagen muss, dass die globale Nachfrage um gut 10% stärker ist was vor 5, 6 Monate erwartet wurde. Liegt an der sehr guten Nachfrage in China im Vergleich zu den Erwartungen, aber auch andere Märkte wie Indien oder Europa laufen um einiges besser wie man erwarten konnte. Die Türkei z.B. könnte in diesem Jahr sogar erstmals die 1 GW Marke an jährlichen Neuinstallationen überbieten und damit die Nr. 3 in Europa werden hinter Deutschland und Frankreich. Europa könnte in absehbarer Zeit wieder zu einem ganz wichtigen Markt für die Branche aufblühen. Sollte es zu Importzöllen in den USA kommen, dann werden die Chinesen ihre außerhalb Chinaproduktion nach Europa lenken und dann werden die Preise bei uns deutlich fallen und das könnte/wird die Nachfrage bei uns in Europa weiter stimulieren.