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www.boerse-online.de/nachrichten/...steigen-sollten-1019432318
Der Börsengang von Siemens Healthineers war einer der größten der vergangenen Jahre. Schon jetzt glänzt die Tochter mit starken Margen und dürfte bald mit mehr Schlagkraft neue Fantasie entfachen. Erweist sich Osram als Blaupause, steht der Wert erst am Anfang einer langen Erfolgsstory. Von Franz-Georg Wenner
Auf den ersten Blick war der Börsengang von Siemens Healthineers nicht gerade ein großer Erfolg. Wegen dem schwierigen Marktumfeld trennte sich Siemens nur von 15 Prozent der Anteile statt wie ursprünglich geplant von bis zu 25 Prozent. Rund 4,2 Mrd. Euro sind den Münchnern so zugeflossen und damit weniger als zuvor erwartet. An der Börse bringt die Medizintechnik-Tochter rund 32 Mrd. Euro auf die Waage. Und hier wird es aus Anlegersicht richtig spannend.
Analysten hatten im Vorfeld eine Bewertung von 40 bis 45 Mrd. Euro als durchaus realistisch gesehen. Anders formuliert: Mit dem Börsengang reizte Siemens das Potenzial nicht aus, Anleger erhalten den gut positionierten und margenstarken Konzern zu deutlich attraktiveren Konditionen. Trotz der jüngsten Rückschläge am Gesamtmarkt steht die Aktie daher auch noch wenig verändert bei aktuell rund 32 Euro. Um den von Analysten avisierten Börsenwert von mindestens 40 Mrd. Euro zu erreichen, müsste die Aktie um 25 Prozent auf 40 Euro steigen.
Die Voraussetzungen dafür sind - sofern es an den Finanzmärkten nicht zu einer schärferen Krise kommt - durchaus gut, vor allem langfristig. Als Blaupause kann hier die erfolgreiche Siemens-Abspaltung von Osram gesehen werden. Im Juli 2013 erfolgte der Börsengang, zwei Monate später der Aufstieg in den MDAX. Ausgehend von der ersten Notierung steht der Kurs derzeit rund 150 Prozent höher.
Börsengang eröffnet neue Möglichkeiten
Healthineers könnte sogar aufgrund seiner Größe mittel- bis langfristig in den DAX aufrücken, sofern Siemens seinen Anteil verringert. Bereits im Juni dürfte der Sprung in den MDAX bevorstehen. Operativ ist die Tochter ebenfalls gut unterwegs: Rund 55 Prozent der Umsätze basieren auf Service- und Instandhaltungsdiensten, die Erlöse weisen somit einen wiederkehrenden Charakter auf, was gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten von Vorteil ist. Rund 60 Prozent der Umsätze werden in der Sparte Bildgebung erzielt, hier ist Siemens Healthineers Weltmarktführer. Lediglich das Segment Labordiagnostik fällt mit einer Ebit-Marge von 14 Prozent etwas schwächer aus. Mit dem Börsengang dürfte die Tochter aber besser ihre Wachstumspläne umsetzen sowie flexibler agieren können und damit an Schlagkraft gegenüber Branchenprimus Roche gewinnen.
Unter der Bewertungslupe gesehen überzeugt das Paket ebenfalls. Rund drei Prozent Dividendenrendite und ein 2019er-KGV von knapp 18 bieten ausreichend Fantasie vor dem Hintergrund der schon jetzt sehr starken Marktpräsenz und den Möglichkeiten, die der Börsengang eröffnet. Bleibt als einziger Bremsfaktor die Tatsache, dass Siemens bei einem erfolgreichen Verlauf weitere Papiere verkaufen könnte. Bei Osram war dies aber rückblickend auch kein Problem.