Hi
Ich weiß ehrlich gesagt nicht so wirklich was du mir vorwirfst.
Die sehr hohen Pensionsverpflichtungen habe ich gerade erst im letzten Posting selbst beschrieben. Und auch vorher mehrmals. Ich bin im Gegensatz zu vielen anderen bekannten Usern in Foren niemand, der bei seinen Investments die negativen Dinge verschweigt. Kleiner Chef hat beispielsweise Anfang Februar mal Gigaset umfassend mit Kursziel von 1,2 € zum Kauf empfohlen und dort die Pensionen gar nicht erwähnt und nur so geschwärmt von Gigaset. Kurz darauf ist er übrigens komplett ausgestiegen, weil er seine Cashquote in unsicheren Märkten erhöhen wollte, was ich auch okay finde. Ganz im Gegenteil dazu spreche ich jedenfalls alle mir bekannten Risiken (bilanziell wie perspektivisch) immer wieder an, gerade auch vor Quartalszahlen, um negative Überraschungen zu vermeiden oder um Zocker aus solchen Aktien zu halten. Bei all meinen Aktienwerten.
Ich könnte es wie gesagt auch anders machen, so wie diverse Leute im Thread von KleinerChef bei w:o, die bei all ihren Aktien ständig nur das Positive betonen. Deren Aktien laufen übrigens besser. Ich hab aber keinen Bock mich darüber aufzuregen und die Risiken dieser Unternehmen anzusprechen, weil ich dann immer als der nörgelnde Besserwisser rüberkomme. Will damit nur sagen, dass es an allen Aktien etwas zu kritisieren gibt, und so natürlich auch an Gigaset, sowohl was deren GUV der vergangenen Jahre anbetrifft als auch deren Bilanz. Und diese Dinge betone ich auch immer. In der Frage lasse ich mir nun wirklich nichts vorwerfen.
Was deine konkreten Vorwürfe angeht .... Nochmal ... Die hohen Pensionsverpflichtungen habe ich ausdrücklich erwähnt, und zwar auch dass diese als Finanzverbindlichkeiten zu deklarieren sind. Trotzdem hat Gigaset jede Menge Cash. Der Cashflow schwankt zwischen den Quartalen erheblich. Das hat mit den Working Capital Effekten zu tun. Klar ist das Q4 da immer sehr stark, während Q2/3 oft sehr schwach sind. Es ist aber keineswegs so, dass der Cashflow nur deshalb so stark war, weil einige Steuern noch nicht bezahlt wurden. Gigaset macht schließlich rund 40 Mio Ebitda. Auf den FCF hatte ich mich nirgendwo bezogen. Ich hab auch nirgendwo behauptet, der FCF müsse zum jetzigen Zeitpunkt bereits deutlich positiv sein. Es gibt etliche Unternehmen, die keinen positiven FCF haben, und deren Aktien trotzdem stark steigen. Diesen direkten Zusammenhang sehe ich daher gar nicht als Hinderungsgrund für eine positive Aktienkursentwicklung. Wenn ein Unternehmen seine operativen CFs vollumfänglich investiert wie es Gigaset logischerweise in der Restrukturierungsphase macht, wo man jetzt zudem dazu übergeht stark in neue Produkte zu investieren (ich hoffe zusätzlich auch bald mehr ins Marketing und weniger in eine aus meiner Sicht viel zu breite Produktpalette), dann ist das aus meiner Sicht völlig normal keinen positiven FCF zu haben.
Und nochmal zur Bilanz. ... Wie gesagt, ich sagte lediglich, dass man auf etliche Zeit (damit meine ich für mich an der Börse übliche 5-10 Jahre) nicht in der Existenz gefährdet ist. Die Pensionsverpflichtungen sind ja über 20-30 Jahre (im Einzelfall mehr) gestreckt. Und das im Niedrigzinsumfeld. Die Zinsen werden über mehr als 10 Jahre hinweg gesehen eher steigen als fallen. Insofern ist da latent keine weitere Erhöhung des Postens zu befürchten. Gigaset hat keine Kreditverbindlichkeiten, die der Rede wert wären, aber eine Menge Cash. Ich sag ja nicht, dass man diesen Cash für riesiges Wachstum einsetzen wird, denn einen Teil braucht man als Rücklage für die jährlich anfallenden Pensionen, und einen Teil braucht man fürs operative Geschäft, um die Working Capital Schwankungen finanzieren zu können, sprich zwischenzeitliche Verbindlichkeiten aus LuL begleichen zu können, solange Forderungen aus LuL noch nicht eingetrieben sind, was immer erst in Q4 passiert. Dennoch seh ich hier keinerlei existenzielle Gefahr. Gigaset ist operativ deutlich profitabel und bilanziell nicht durch Kredite irgendwie in Gefahr. Seit kurzem ist man laut Meldung aber eben wieder kreditfähig und möchte das auch nutzen, was nochmal bestätigt welch solide Bilanzlage vorherrscht.
Du kannst mir ja gerne mal beschrieben, wo du existenzgefährdende Probleme siehst! Aus meiner Sicht müsste bei Gigaset aus einem sehr hohen Ebitda von rund 40 Mio € auf ein Ebitda von 0 Mio kommen, um vielleicht in 5-6 Jahren mal von einer Pleite stehen zu können. Erkläre mir mal ob du das ernsthaft für realistisch hältst, dass Gigaset in kurzer Zeit 40 Mio € weniger Gewinn macht!
Fazit: Nochmal! Ich habe hier und andereswo mehrfach die hohen Pensionsverbindlichkeiten angesprochen. Ich habe mehrfach angesprochen, dass Gigaset in der Vergangenheit im Kengeschäft große Umsatzrückgänge verkraften musste. Ich habe mich gegen den Optimismus von AkademikerBerlin hrfach gewandt, was das Smartphone-Geschäft anbetrifft. Ich habe oft ausdrücklich gesagt, dass ich die breite Produktpalette eher hinderlich finde und mich eher auf weniger (gut laufende) Produkte konzentrieren und diese dafür stärker vermarkten würde. Und ich habe die Kommunikationspolitik in Ansätzen kritisiert. Also mehr kann man von einem Aktionär wirklich nicht verlangen. Da mache ich in Sachen Kritik bei all meinen Aktienwerten (egal ob das IVU, Ecotel, RI oder andere meiner Langfristinvestments sind, aber auch eher spekulativere Aktien wie Gigaset) deutlich mehr als 99% aller User in den Foren. Also nix für ungut, aber das Argument mit "zu unkritisch" find ich fast schon etwas verletzend, auch wenn ich es dir weder übel nehme noch jetzt irgendwie ernsthaft verletzend finde. Ich will das nur mal klar anmerken, weil ich in letzter Zeit nämlich ständig bei 99% aller anderen User so denke, dass die heutzutage ihre Aktien viel zu unkritisch betrachten, erst recht wenn sie SmallCaps in Foren pushen wollen. Diese Schuh lasse ich mir nicht anziehen. Und wie gesagt, Gigaset hat klare Risiken, die ich auch benenne. Aber ich bleib dabei, dass ich auf etliche Jahre hier keine Existenzgefährdung sehe. Was irgendwann in 10 Jahren oder mehr ist interessiert mich ehrlicherweise nicht. Da guck ich schon wesentlich langfristiger nach vorne als jeder andere Anleger heutzutage, in dieser schnelllebigen Zeit.
Posting ist jetzt arg lang geworden. Sorry!
Gruß
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