Zunächst mal ein Rückblick auf das Marktgeschehen der letzten Wochen (aus meiner Sicht):
Die extrem hohe Short-Vola-Position der Milchmädchen-Trader Anfang des Jahres, die den VIX (fundamental widersinnig) auf 20-Jahres-Tiefs drückte, brachte die Big Player auf die Idee, die "muppets" bei passender Gelegenheit melken. Diese Gelegenheit kam mit den Jobzahlen vom vorletzten Freitag. Die Zahlen signalisierten aufkommenden Lohndruck, was die großen Hedgefonds als (pseudo-)fundamentalen Auslöser für den (ohnehin geplanten) Abverkauf "wählten". Die zusätzlich steigenden Langlauf-Renditen passten perfekt in dieses Erklär-Schema.
Ob dies auch TATSÄCHLICH der Auslöser bzw. "Grund" für den seit gut einer Woche laufenden Abverkauf war, bleibt reine Spekulation. Wall Street ist genial darin, große Marktbewegungen im Rückblick mit scheinbar fundamental stimmigen Begründungen, gewürzt mit Phrasen wie "völlig überraschend", zu garnieren. Die Presse schreibt das dann reihum ab.
Noch wahrscheinlicher aber ist mMn, dass die großen Hedgefonds (GS, Bridgewater und Co.) in einer Mischung aus Geldgier und Schadenfreude den massenhaft positionierten Short-VIX-Hausfrauen einen saftigen und lukrativen Longsqueeze verpassen wollten.
Diese Abstraf-Aktion ist jetzt zwar mehr oder weniger durch (= massiv gehebelte VIX-Shorter sind pleite). Sie bewirkte jedoch einen "change of market character". Schon allein deshalb, weil der VIX nun kaum mehr auf die alten Rekordtiefs gedrückt werden kann. Dieser Trade ist durch das letzte Woche veranstaltete Schauschlachten "verbrannt".
Der 10 % Rücksetzer in den Haupt-Indizes hat nun allerdings auch die Heerscharen an ETF-Käufern, die oft auf Margin (d.h. mit Wertpapierkredit) unterwegs sind, unter Druck gebracht. Ich bezweifle stark, dass es hier auch schon (wie bei den VIX-Shortern) eine hinreichende Marktbereinigung gegeben hat. Sprich: Für die Big Player ist hier noch reichlich was zu holen - auf der Shortseite.
Es ist daher mMn wahrscheinlich, dass die Big Player in dieser Woche (und womöglich auch noch in den Folgewochen) in einer zweiter Abwärtswelle die ETF-Longs "grillen".
Dazu passen die unterschiedlichen HF-Empfehlungen für große und kleine Kunden in # 850, mit der die Big Player ungewollt ihre Strategien kundtun.