Company Maker. Wen es nicht interessiert, muss es ja nicht lesen.
Ein bekanntes Zitat von Warren Buffett lautet: Der Aktienmarkt ist eine Einrichtung, um Geld von den Ungeduldigen zu den Geduldigen zu transferieren. Während zuletzt massiv Kapital aus Gold, Rohstoff- und Minenwerten abgezogen wurde, wächst die Blase an den Aktienmärkten immer weiter. Viele Anleger haben Angst, sie könnten etwas verpassen und stürzen sich deshalb ungeduldig auf die beliebtesten Aktien, von denen jeder spricht. Die Nasdaq etwa, kletterte erstmals über die Marke von 6.000 Punkten.
Erinnern Sie sich noch an das Rekordhoch zur Dotcom-Blase in 2000, als die Nasdaq mehr als 5.000 Punkte erreichte, ehe der Absturz auf 1.114 Punkte folgte und Millionen Anleger verbrannt wurden? Was wir nun erleben, ist die Bildung einer noch viel größeren Blase. Die durchschnittliche Dauer eines Bullenmarktes beläuft sich auf 57 Monate. Dieser befindet sich inzwischen im 98. Monat. Es ist der zweitlängste Bullenmarkt der Geschichte, nach den 113 Monaten, die sich von Oktober 1990 bis März 2000 erstreckten. Nach sämtlichen Bewertungsmaßstäben ist der derzeitige U.S. Aktienmarkt einer der teuersten aller Zeiten. Der Volatilitätsindex (VIX) notiert auf Rekordtiefs, was Ausdruck einer nie dagewesenen Sorglosigkeit der Anleger ist. Ebenso befindet sich das Short-Interest, also das Leerverkaufs
verhältnis auf historischem Tief. Während wir rekordhohe Verkäufe der Unternehmens-Insider erleben, strömen gleichzeitig scharenweise Privatanleger in den überteuerten U.S. Aktienmarkt. Wie der Online-Broker Charles Schwab berichtete, kletterte die Anzahl neuer Depoteröffnungen im ersten Quartal 2017 um 44%. Das entspricht dem stärksten Anstieg, den das Unternehmen seit 17 Jahren gesehen hat. Die neuen Investoren glauben Geld machen zu können, indem sie einfach die beliebtesten Aktien kaufen, die das stärkste Momentum aufweisen: Etwa Amazon, Google, Netflix, Facebook oder Tesla. Es ist die Natur der Aktienmärkte. Das Stupid Money kauft stets im Hoch und verkauft im Tief. Der Markt wird einbrechen, wie er es immer tut. Doch vorher müssen noch alle Dümmeren, die entweder ihre Erinnerung an 2000 und 2008 verloren haben, oder zu diesem Zeitpunkt noch nicht alt genug waren, um zu dieser Zeit investiert gewesen zu sein, in den Markt hineingelockt werden. Massenvernichtungswaffen mit drei Buchstaben! In der Art und Weise, wie an den Aktienmärkten investiert wird, vollzog sich über die letzten Jahre ein epochaler Wandel. Denn inzwischen dominieren passive Investments wie nie zuvor. Riesige Kapitalsummen fließen in Index-Fonds und Exchange Traded Funds (ETFs). Über das letzte Jahr hatten passive Fonds 563 Milliarden Dollar Zuflüsse, während aus aktiven Fonds 326 Milliarden Dollar abgezogen wurden. Allein in den ersten beiden Monaten dieses Jahres flossen 127 Milliarden Dollar in U.S. Aktien-ETFs. Inzwischen sind rund 3,0 Billionen Dollar in U.S. ETFs investiert. Diese Blase in den ETFs bedeutet, dass niemand jemals wieder eine individuelle Aktien kaufen muss und sich ebenso das fundamentale Research sparen kann, das
für die Investition in ein einzelnes Unternehmen erforderlich wäre. Mit anderen Worten: Die Folge der unerbittlichen Zuflüsse in passive Fonds ist, dass Aktien, die in einem Index-ETF enthalten sind, fortlaufende Unterstützung durch diese Fonds erhalten, unabhängig von den fundamentalen Grundlagen der enthaltenen Unternehmen. Es ist die einfache Erklärung, warum NichtWachstumsunternehmen wie Kellogg oder Exxon zu Kurs/Gewinnverhältnissen von über 30 notieren. Unglücklicherweise sind die Kauf- und Verkaufsentscheidungen der passiven Fonds von den Grundlagen der jeweiligen Unternehmen völlig entkoppelt, was zu Bewertungs-Verzerrungen über die gesamte Bandbreite des Marktes führt. Hinzu kommt, dass die Liquidität in den einzelnen Aktien zurückgeht, je mehr Investoren von aktiven zu passiven Investment-Vehikeln wechseln. Damit ist ein Anstieg der Volatilität zu erwarten. Seit einigen Wochen wird die letzte Handelsstunde am US-Markt (21.00 Uhr bis 22.00 Uhr MEZ) von Wallstreet-Insidern als Happiest Hour bezeichnet. Auffällig häufig drehten die US-Aktienindizes in dieser Zeit vom Minus ins Plus. Das passiert, weil sich ETFs und passive Fonds am Ende des Tages angleichen müssen, um den Benchmarks, die sie verfolgen, zu entsprechen. Laut JP Morgan fanden zuletzt satte 37 Prozent des täglichen Handels an der New York Stock Exchange in den letzten 30 Minuten einer Börsensitzung statt. Wenn es zu Abflüssen aus ETFs kommt, dann wird die letzte Stunde zweifelsfrei zur Unhappiest Hour. Die große Gefahr sind die unbeabsichtigten Konsequenzen, die aus der ETF-Blase resultieren. Zwar gelten ETFs in der öffentlichen Wahrnehmung als hochliquide Anlage-Vehikel, doch die Liquidität in den ETFs kann nicht höher sein als in den zugrunde liegenden
Assets selbst. Bei zahlreichen ETFs sitzen die Investoren einer Illusion von Liquidität auf. Etwa beim iShares High Yield Corporate Bond ETF (HYG). Solange ein Anleger den ETF kauft und ein anderer verkauft, besteht kein Bedarf zum Handel der zugrunde liegenden Anleihen. Doch wenn jeder verkauft, müssen auch die im ETF enthaltenen Anleihen abgestoßen werden. Da der Markt für diese Anleihen sehr dünn ist, besteht hohes Potenzial für einen heftigen, crashartigen Ausverkauf. Viele Besitzer der ETFs, unabhängig davon, ob diese bereits länger investiert sind oder erst kürzlich auf den fahrenden Zug aufgesprungen sind, halten Stopps von 5%, 10% oder 20% für eine probate Absicherungsstrategie. Sobald es aber zu einem Ausverkauf an den Märkten kommt, besteht die Gefahr, dass mit dem Erreichen zahlloser Stopp-Loss-Marken eine massive Verkaufslawine ausgelöst wird. In diesem Fall besteht keinerlei Garantie, dass die Ausführungen dieser Verkäufe auch nur annähernd den Stopp-Kursen entsprechen. Meine Prognose: Wenn der nächste Sell-Off kommt und er wird kommen werden die passiven Investoren von der Realität der Märkte gnadenlos bestraft werden. ETFs werden die zugrunde liegenden Positionen automatisch und ohne Rücksicht auf Verluste auf den Markt werfen professionelle Wallstreet-Trader werden den Trend durch Short-Verkäufe noch verstärken, während die (Nachfrage)-Liquidität durch Zurückhaltung beziehungsweise Verkäufe der zweiten dominanten Gruppe, den Hochfrequenz-Händlern, austrocknen könnte. Das wahrscheinlichste Szenario ist ein so genannter Flash-Crash wie im August 2015, als zahlreiche ETFs bereits mit einem Abschlag von 20% in der Handelseröffnung gehandelt wurden und der Dow Jones binnen weniger Stunden um 1.200 Punkte in die Knie ging.