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Ich schreibe ganz allein für mich. Ich gehöre keiner Partei, keiner Kirche, keiner sonstigen Institution an. Dennoch fühlte ich mich einig mit vielen anderen hier, bevor nun evident wurde, dass du dich mit deinem Ruf nach einer starken Rechtsicherheit als gesellschaftspolitische Priorität in der Minderheit befindest. Dass war - zugegeben - eine etwas vorweg genommene Hoffnung: nämlich dass ich nicht allein die individuelle Freiheit aller Menschen über die Gerechtigkeit und Sicherheit in Einzelfällen stelle. Immer und alles gerecht bestrafen wollen kann zur Manie ausarten und ist mMn ebenso schädlich im Zusammenleben wie nachlässige Toleranz der Öffentlichkeit, der Polizei, der Gerichte bei der Strafverfogung.
Die Sicherheitsbehörden haben längst die Chance erkannt, heilige Kühe unserer Altvorderen wie das Briefgeheimnis mit einem einfachen Zugriff über IT zu schlachten. Vorgeschoben werden Einzelfälle von Opferleid und Ungerechtigkeiten und damit Wut in der Bevölkerung geschürt. So wie die Politik das Bankgeheimnis abgeschafft hat, indem sie die Neidinstinkte der Besitzlosen benutzt hat, um ihre Unersättlichkeit zu kaschieren. Moralisch ist das Bankgeheimnis einige Ebenen tiefer anzusiedeln. Aber wie es von steuergeilen Politikern in unseren Breiten ausgehebelt wurde, ist ein Skandal. Regierungen machen sich zu Hehlern kriminellen Datenklaus. So ähnlich will man auch den gläsernen Bürger schaffen, ohne den Einzelnen aber wirklich wirksam zu schützen, wenn die Daten geklaut werden. Leider habe ich nicht die Sorge, dass die Regierungen unserer westlichen Welt schutzlos den Kriminellen ausgeliefert sind. Im Gegenteil. Siehe Deutschland in den Siebzigern oder Frankreich zur Zeit.
Heute stützt der deutliche Kursabschlag bei Apple und Google meine These, dass es politischen Einfluss auf die Kurse gibt. Direkt oder indirekt, aber kein Zufall: es gibt so etwas wie Strafkurse für mangelnde Loyalität.
@porstmann, @otternase: Ich unterstütze eure Argumentation gegen Backdoors aller Art zu 100%.
Kleine Anmerkung: Dieser Krieg gegen die US-Behörden ist kein Apple Alleinstellungsmerkmal, sondern ein Anliegen der gesamten IT-Branche, auch Google, Facebook, Microsoft, ... Lassen wir mal außen vor, ob aus moralischen oder aus geschäftlichen Gründen. Ist mir gleichgültig, solange sie sich nur bis aufs Blut wehren.
@fxxx ("Wenn es nicht gelingt, kontrollierte Prozesse zu etablieren, um einerseits die Grundrechte zu wahren und andererseits die Auswertung moderner Kommunikationsmedien für die Strafverfolgung zu ermöglichen, ..."):
Das ist eben der Trick an Verschlüsselung. Solange diese korrekt implementiert ist, ist sie sehr sicher - siehe den aktuellen Fall FBI gegen Apple. Sobald man aber irgendeine Form von Backdoor einbaut, ist sie unsicher, und jeder Form von Missbrauch durch Behörden oder Kriminelle ist Tür und Tor geöffnet. Daher ist mir lieber, die Verschlüsselungen bleiben unkompromitiert. Auch wenn dadurch vielleicht die Aufklärung einzelner Verbrechen nicht gelingt. Es ist ein Tradeoff zwischen Sicherheit und Grundrechten/Freiheit. Ich bin klar für letztere. Selbst wenn man durch Kompromitierung der Verschlüsselungen nachweislich Verbrechen verhindern könnte, wäre ich derselben Meinung. Mir sind ein paar Hundert oder auch Tausend Verbrechensopfer "lieber" als eine flächendeckende Überwachung. Klingt grausam, ist aber die normalste Sache der Welt. Es gibt hundert Beispiele, wo wir zugunsten von Freiheit oder auch bloß Business Tote in Kauf nehmen. Ganz banal zum Beispiel der Straßenverkehr.
@porstmann: Deine Argumentation gegen das Bankgeheimnis teile ich allerdings in keiner Weise. Es gibt eben kein Menschenrecht auf Steuerhinterziehung und Geldwäsche.
Apple verliert zunehmend gegen die Konkurrenz:
http://www.deraktionaer.de/aktie/...oldenen-zeiten-vorbei--218080.htm
"Ein Menschenrecht auf Mord schon? Ach so, das ist ja Datenschutz, sorry. Ich bin aber auch blöd ... Der Wirklichkeit wird Euch leider einholen. Verbrechensvorbereitung wird ausschließlich digitalisiert sein."
Wieviele Morde durch Terrorismus und Verbrechen setzt du denn nun in Relation zu Straßenverkehrstoten, fett Essen, Rauchen, Saufen, Straßenverkehr, AIDs, Hunger, Wassermangel etc? Ganz zu schweigen von Kriegen und ihren sogenannten Kolleteralschäden ?
Glaubst du denn ernsthaft, eine Backdoor in Verschlüsselungsalgorithmen könnte nur ein einziges Problem dieser Welt lösen?
"Glaubst Du denn, dass Du ein fundiertes Wissen über Ermiitlungsarbeit, Terrorismusabwehr und Geheimdienstarbeit hast? ..."
Braucht man das, um sich um seine Grundrechte zu sorgen?
Als treuer Tatort-Seher habe ich sogar eine gewisse Ahnung von Ermittlungsarbeit :-)
Allerdings habe ich mehr Ahnung von IT und insbesondere Encryption-Algorithmen. Und von den üblichen staatlichen Übergriffen aller Art.
BTW: Du hast nebenan geschrieben: "Und Werner, nachdem sie hier Dein origniales Bild vor Augen haben, Deine Adresse bekannt ist ... möglicherweise ist keine Hintertür mehr nötig. Bei Dir jedenfalls."
Das ist ein Missverständnis. Jede Menge Leute wissen, wie ich aussehe und wo ich wohne. Das juckt mich nicht. Allerdings juckt mich, ob Behörden oder Kriminelle auf die Daten in meinen Computern Zugriff haben.
"... wenn die staatlichen Behörden nicht bald wieder eine Ordnung herstellen, die einem demokratischen Staatswesen gerecht wird, dann könntest Du ggfs. nach der übernächsten Bundestagswahl bereits Angst um Deine Daten haben müssen. So ein Gesetz ist ratz-fatz geschrieben"
Letzteres sagte ich ja. Davor habe ich Angst.
Inwiefern unsere staatlichen Behörden derzeit aber wieder "eine Ordnung herstellen, die einem demokratischen Staatswesen gerecht wird" müssten, erschließt sich mir nicht. Wovon sprichst du?
Ich weiß natürlich: Flüchtlinge. Und dass die uns überschwemmen werden. Was ich für ausgemachten Nonsense halte.
Falls ich dich nicht komplett falsch interpretiere, dann habe ich eher vor dir Angst als vor den Flüchtlingen.
Ja, klar. Wenn ich an Datenschutz denke, fällt mit natürlich sofort Apple, Microsoft, Google, Facebook usw. ein. Welche Unternehmen auch sonst.
Mensch Leute. Hört auf euren Wusnchvorstellungen hinterher zu träumen. Das sind US-amerikanische Unternehmen. Und somit zur behördlichen Zusammenarbeit verpflichtet. Seit Edward Snowden wissen wir doch alle mehr.
Links zum Thema.
www.thedailybeast.com/articles/2016/02/17/...times-before.html
www.nytimes.com/2016/02/19/technology/...-digital-privacy.html
twitter.com/snowden/status/700823383961792512
Fazit: Apple pfeift auf eure Privatsphäre. Außer man kann es für die PR verwerten.
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