Okay, ich verstehe was du meinst.
Wir haben hier eine unterschiedliche Betrachtung. Dein Blickwinkel sieht einen Vergleich von unmittelbar VOR der VW-Krise zwischen VW und Daimler. Da steht Daimler tatsächlich relativ besser.
Mein Blickwinkel sieht einen Vergleich von unmittelbar NACH der VW-Krise zwischen VW und Daimler. Und da steht VW besser da als Daimler. Hier kannst du übrigens anstatt meines im Bsp. angeführten EK-Preises auch Tagesendkurse nehmen, es ändert sich nichts.
Mein Argument lautet nun wie folgt:
Der VW-Skandal hat auch den Aktienkurs von Daimler beschädigt bzw. latente Gefahren einer Straftzahlung von Daimler an Behörden mit eingepreist. Da es aktuell bei Daimler 1.069.837.447 ausstehende Aktien gibt und diese vom Vorkrisenniveau bei 74 auf dann 64 fielen, nahm der Markt eine Wertminderung des Unternehmens von 1.069.837.447 * 10 = 10 Mrd an.
Berücksichtigt man, dass der Markt zwischenzeitlich davon ausging, Daimler habe nichts mit der VW-Thematik zu tun, so läge der Wertverlust sogar bei 20 Mrd (Daimler stiegt auf 84 , nachdem Zetschge sagte, dass alles okay sei)
Hinzu kommt noch folgendes: Daimler hat sich seit 2015 prächtig entwickelt und liefert einen Absatzrekord nach dem anderen aus mit steigender Profitabilität, sehr starkem Wachstum in den Zukunftsmärkten und einer guten Story, wie man das Thema Elektromobilität angehen kann. Dies müsste den Aktienkurs in "normalen" Zeiten extrem treiben. Stattdessen sehen wir eine underperformance von Daimler vs DAX.
Ich schließe daraus auf drei Punkte:
1. Wir befinden uns aktuell im Kurs wieder sehr nah an diesem Preis, der unmittelbar nach der Krise aufkam. Nimmt man die oben ermittelten Marktkapitalisierungen und die positiven operativen Erfolge zur Hand, so muss man annahmen, dass enorme Summen für die Kosten einer möglichen Strafzahlung und anderen daraus resultierenden Schäden für das Unternehmen bereits eingepreist sind. Hierbei sollte berücksichtigt werden, dass auch die Wahrscheinlichkeit einer kompletten Straffreiheit im Kurs mit eingepreist sein müsste, was Werterhöhend wirkt.
2. Die Annahmen, die der Markt für die Kosten eines möglichen Dieselskandals trifft, sind deutlich zu pessimistisch und daher nicht rational sondern aus purer Unsicherheit getrieben. Vergleicht man die Zahlungen des Referenzfalls VW mit dem, was für Daimler im Kurs nach meiner Herleitung angenommen wird, so würde Daimler überproportional härter bestraft werden als VW. Dies ist unrealistisch. Die Anzahl der betroffenen Autos ist deutlich geringer und es wurde keine manipulierte Software eingesetzt. Aber bleiben wir der Einfachheit halber im Maximalfall und gehen davon aus, dass Daimler genauso kriminell wie VW gehandelt hatte.
3. Selbst wenn Daimler nun eine Strafe von mehreren Milliarden zahlen müsste, so würde der Markt kurzfristig negativ reagieren, weil er das immer so macht. Geschenkt. Das Thema wäre damit aber vom Tisch und die Unsicherheit, die den Kurs wie gezeigt unverhältnismäßig belastet, würde verschwinden. Als Folge stiege der Kurs wieder deutlich über das damalige Ausgangsniveau von vor der Krise.